28.08.2012

Singapur und Kuala Lumpur, 29.07 - 05.08

Tut uns Leid, dass wir den Blog in letzter Zeit ein wenig haben schleifen lassen. Vermutlich waren wir noch immer zu sehr von unserm Neuseelandaufenthalt geschwächt, um die neuen Eindrücke auch noch vermitteln zu können. Nun wird's aber höchste Zeit. Nachdem wir in Singapur angekommen waren, hieß eine der ersten Missionen: "Haare schneiden". Leider wurden wir - bis auf eine tolle und ausgedehnte Haarwaschmassage - von einer ausgesprochen überforderten Friseurin ziemlich herb enttäuscht und mussten einige grobe Schnitzer sogar selbst noch korrigieren, um nicht allzu deppert durch Chinatown zu laufen. Vermutlich sollte man es bei einer Kopfmassage belassen, wenn man sich ausschließlich durch das Wort "kata" verständigen kann. Ein absoluter Knaller in Singapur ist eine Art Gemeinschaftsplatz im Herzen Chinatowns. Fast jeden Abend werden von den begeisterten Einheimischen unterschiedlichste, aber mit Sicherheit nicht traditionelle Tänze getanzt. Von lateinamerikanischen Rhythmen über Disco Fox, bis hin zu eindrucksvoll schrittsicheren asiatischen Cowboys werden alle Wünsche bedient. Direkt nebenan spielen die etwas betagteren (vermutlich ab 75), ausnahmslos männlichen Singapurer in traditioneller, aus unerwartet kurzer Sporthose, Plastikschlappen und feinem Hemdchen bestehender Spielkleidung mit großem Eifer chinesischen Schach. Wobei die beiden Kontrahenten scheinbar von mindestens vier nicht minder konzentrierten Beobachtern umringt werden müssen, damit es sich um ein offizielles Aufeinandertreffen handelt. Wenn wir von einem unschönen Erlebnis mal absehen, bei dem Marie ein zum Glück noch ausreichend verpacktes Geschlechtsteil präsentiert wurde (was vielleicht aber auch nur ein etwas ungeschickt angegangener Flirtversuch war), fühlt man sich in Singapur so sicher wie sonst eigentlich nirgendwo (dagegen ist Panama-Stadt ein wahrer Hort des Bösen). Natürlich vorausgesetzt man hält sich an die vielfältigen Regeln der außerordentlich strengen Regierung, um wahnwitzig hohen Bußgeldern und der Prügelstrafe zu entgehen, wo man nur kann. Das Radeln in Unterführungen kann schon mal 2000 Dollar kosten. Aber man muss wirklich anerkennend staunen, wie einträchtig so unterschiedliche Kulturen auf engstem Raum miteinander auskommen. Für uns hat sich die Vielfalt hauptsächlich dadurch offenbart, dass man sich an einem Tag durch sämtliche asiatischen Küchen futtern kann. Was eigentlich schon einen Besuch in Singapur rechtfertigt. Besonders hilfreich sind einem dabei gigantische "Food-Markets", in denen aus hunderten, vier Quadratmeter kleinen Fressbuden alles mögliche feilgeboten wird, was das kulinarische Herz begehrt. Nachdem wir die Grenze zu Malaysia erfolgreich mit dem Bus überquert hatten (unser Busfahrer hatte zum Glück einen zu mehr als drei Vierteln gefüllten Tank, denn alles andere ist hochgradig illegal), kamen wir in einem im Vergleich zu Singapur ziemlich unordentlichen Kuala Lumpur an, und schnupperten endlich mal wieder die nächtliche, vertraut unsichere Luft im Umkreis von Busbahnhöfen. Eigentlich wollten wir über den Landweg nach Thailand weiterreisen - und hätten so auch noch ein bisschen mehr von Malaysia gesehen als dessen eher unschöne Hauptstadt -, aber das Auswärtige Amt warnte uns in letzter Minute eindringlich vor der scheinbar terrorgeplagten Grenzregion und wir mussten uns nach einem Flug umschauen.




Singpaur_Malaysia

01.08.2012

Neuseeland Südinsel, 19. - 29. 07

Nachdem wir mit samt unserm kleinen Zuhause - dem sogenannten Britz - mit der äußerst komfortablen und im Vergleich zu südamerikanischen Ländern streberhaft überpünktlichen Fähre übergesetzt waren, setzten wir unsere Inselerkundung mit gewohnter Hartnäckigkeit fort. Auch wenn uns so langsam vielleicht doch dämmerte, dass wir uns grenzwertig viel vorgenommen hatten. Das erste Bild zeigt wie konzentriert und verbissen der erste Straßennavigator M. Fischer schon während der Schifffahrt die gewundenen Straßen studiert, um ein möglichst reibungsfreies Fortkommen garantieren zu können. Innerhalb weniger Tage kann man auf der nun wirklich nicht mit spektakulären Naturerscheinungen geizenden Südinsel einen ganzen Haufen völlig unterschiedlicher Eindrücke sammeln. Gerade noch in den tiefen Schlund einer gigantischen Karsthöhle starrend (wobei wir tierisch aufpassen mussten, wegen der fiesen Eisschicht auf den Steinen nicht direkt in die Tiefe zu rutschen), befindet man sich im nächsten Moment an einem der endlosen Strände (auf tasmanischer Seite mit wirklich eindrucksvolle Wellen), steht mir nichts dir nichts vor nach österreichischen Kaisern benannten Gletschern, die penetrant von mehreren Tourihelikoptern umkreist werden oder paddelt in gestreifter Robin-Hood- Unterhose durch eine schon fast wahnwitzig schöne Fjordlandschaft. Man kann eigentlich nur zu dem Ergebnis kommen, dass das Land ein Hammer ist. Nach über 5000 km auf dem Buckel und einer verwirrenden Anzahl an Eindrücken in unsern Köpfen, gaben wir unsern kleinen Britz schließlich in Christchurch ab. Erschreckenderweise hat die Stadt noch immer heftig an den Folgen des Erdbebens im letzten Jahr zu knabbern. Ganze Viertel sind nicht mehr bewohnbar, Flüsse über die einstigen Ufer getreten, Brücken verbogen und fast die ganze Innenstadt unzugänglich. Trotzdem war es erstaunlich zu sehen, wie einfallsreich und gut gelaunt die Neuseeländer den Wiederaufbau anpacken. Für den letzten Tag hatten wir uns dann noch ein ganz besonderes Schmankerl vorgenommen, das eigentlich - vor allem in der dafür günstigen Winterzeit - zum Pflichtprogramm eines gewissenhaften Neuseelandtouristen gehört. Und obwohl sich bei "Whalewatching" durchaus die ein oder andere Stirn runzelt und man sich fragen kann, ob das ganze so naturverbunden ist, wie es daherkommt, war der Ausflug wirklich beeindruckend, auch trotz einer ziemlich rauen See. Gespannt konnten wir mitansehen, wie Pottwale (heißen hier auch "Sperm Whale" zu deutsch Spermienwal, weil irgendein Zoologieheld auf die Idee kam, dass die Flüssigkeit im Kopf der Tiere der Fortpflanzung diene) eine scheinbar genau vorgegebene Anzahl Atemzüge nehmen und dann in die Abgründe des Ozeans abtauchen, um mit Riesenkraken zu ringen (ein Bild zeigt die Narben am Kopf des Spermienwals). Außerdem bekamen wir eine ganze Hundertschaft Delfine zu sehen, die, als ob sie nur darauf gewartet hätten, auf unser Boot zustürzten, wild um uns herumtollten und diesmal auch endlich - wie man es wohl erwarten kann - ihre artistischen Sprünge zum besten gaben. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten - und kurz bevor die ersten sich hätten schlußendlich erbrechen müssen -, wartete sogar noch eine, diesmal völlig kostenfreie zoologisch wertvolle Erfahrung auf uns. Wir saßen am Strand und vertrieben uns die Zeit bis zum nächsten Bus, als wir erst nach einiger Zeit bemerkten, dass sich genau neben uns bereits ein Seelöwe niedergelassen hatte und genüßlich in der Nachmittagssonne lag, und uns bei mehreren Gähnattacken seine unerwartet beeindruckenden Zähnchen zeigte. Wenn man die Bilderserie samt Berti und Seelöwe genau betrachtet, sieht man eine verblüffende Ähnlichkeit typischer, natürlicher Verhaltensweisen am Strand, die vermutlich in allen Säugetieren gleichermaßen verwurzelt sind. Ach so, das haben wir ganz vergessen. Durch einen kleinen Ausparkfahrfehler in ganz und gar nicht anspruchvollem Terrain, blieb unser Britz mit dem Hintern in einem Graben stecken. Obwohl wir uns mitten im Nirgendwo befanden tauchte glücklicherweise eine glücklicherweise reichlich übergewichtige und äußerst hilfreiche Familie auf, die uns dann tapfer mit Bärenkräften half, uns aus peinlicher Lage zu befreien. Wenn man die Stelle sehen würde - wir haben extra keine Bilder gemacht - müsste man zu dem Schluss kommen, dass Vollidioten (besser ein Vollidiot) am Werk gewesen waren.




Neuseeland_Suedinsel