15.07.2012

Kalifornien und Nevada, 18.06 - 08.07

Nachdem sich unsere kleine Reisegruppe leider doch wieder aufgelöst hatte, mussten wir uns erneut in unser gewohntes, von öffentlichen Verkehrsmitteln (was in den USA erwartungsgemäß etwas komplizierter ist, als in den meisten anderen Ländern - aber man lernt äußerst gebildete Obdachlose kennen und kann seine Spanischkenntnisse auffrischen) und günstigen Herbergen geprägtes Nomadenleben begeben. Los Angeles hat leider in letzterer Hinsicht recht wenig erfrischendes zu bieten, und wenn man überhaupt mal ein Hostel gefunden hat, muss man ein winziges Zimmer samt zwei Stockbetten mit Chris und Adriano (Namen sind frei erfunden) teilen, die sich schon seit Monaten und Jahren dort eingenistet haben. Und das einschließlich Flachbildschirm, gigantischer Stereoanlage, gesamtem Hausrat und Bodyboardpokal. Da uns das Zimmer aber immer noch nicht ausreichend ausgelastet und unsere Reise noch nicht mühsam genug vorkamen, haben wir uns kurzerhannd noch ein zweites Surfbrett gekauft, das wir seit dem mit uns herumschleifen müssen. Dank der herzlichen Gastfreundschaft einheimischer Freunde (vielen Dank nochmal Bud und auch Will, und Duke), hatten wir die Möglichkeit, der Großstadt zu entfliehen und unser Quartier für ein paar Tage im resortähnlich anmutenden, nur einen Steinwurf vom Strand entfernten Blue Dolphin Drive Ecke Surfside nördlich von Los Angeles aufzuschlagen. Hier konnten wir einem ziemlich authentischen kalifornischen Kleinstadtleben beiwohnen und unsern Wüstentrip nach Nevada vorbereiten. Als Ausgleich für unsere dann doch ganz schön beharrliche Anwesenheit, kümmerten wir uns um den chronisch unterforderten, ADHS erkrankten Husky und versuchten mit mäßigem Erfolg, verschiedenste Tricks des Hundeprofis anzuwenden. Wenn man nach Las Vegas geht, muss man maßgeblich drei Dinge beachten: 1. unter der Woche eines der gnadenlos reduzierten, aber trotzdem luxuriösen Hotelzimmer beziehen, 2. kaum bis überhaupt nicht Spielen (rückblickend waren wir wirklich die absoluten Anti-Vegas-Touristen) und 3. (für den Fall, dass man mit dem eigenen Auto unterwegs ist) im Bereich von Gefängnissen, die mutterseelenallein in der Wüste stehen, "keine Anhalter mitnehmen", auch wenn sie noch so vertrauenswürdig in ihrer gestreiften Kleidung dastehen und den Daumen in die Luft halten. Natürlich hatten wir neben unserer verhaltenen Spielerei auch noch genügend Zeit, das Death Valley in Angriff zu nehmen und sind in unserem kleinen, klimatisierten Fiat 500 (wird im amerikanischen Straßenverkehr kaum wahrgenommen) durch das von Hitze gebeutelte Tal geflitzt und haben unsere angenehme Fahrgastzelle nur in den seltensten Fällen für das ein oder andere Foto (ich küsse nicht Boden, sondern decke meinen Salzbedarf) oder die ein oder andere Verletzung an den spitzen Steinen (nieder mit den Flip-Flops als Wanderschuhersatz) verlassen. Bevor wir uns dann für die letzten Tage wieder in Strandnähe und aus Kostengründen nicht im versnobten Santa Barbara niederließen (wir suchten uns gezielt ein Motel im Umkreis von Prostitution und Drogenhandel), hatten wir noch die einmalige Möglichkeit die X-Games in Los Angeles zu besuchen, wo sich die Weltelite der Extremsportarten alljährlich trifft und diverse halsbrecherische Kunststückchen zeigt. Leider mussten wir wirklich endlos über das Festivalgelände irren, um unsere Karten vom "Will Call" zu beschafften, weil es ausländischen Besuchern nicht gestattet ist Tickets online auszudrucken. Komischerweise, und das passt nach europäischem Verständnis nicht so ganz zu alternativen Veranstaltungen, war die US Navy einer der "Hauptsponsoren" (eigenes Geld werden die ja wohl eher nicht haben) und veranstaltete affige Klimzugwettkämpfe für das ausnahmslos begeisterte Publikum. Wahrscheinlich konnte man sich, noch euphorisiert vom gerade aufgestellten Rekord, im Zelt um die Ecke direkt für den nächsten Auslandseinsatz einschreiben. Zuletzt beweisen die Bilder ganz eindeutig, dass das bei uns eher verpönte Kickboard (heißt hier sinnvollerweise einfach Scooter), mit dem sich gewohntermaßen eher Vorschüler und junggebliebene Yuppies abgeben, mit Sicherheit eine der nächste großen Überraschungen in der Extremsportwelt sein wird.
So, damit ist das letzte Kapitel auf dem amerikanischen Doppelkontinent beendet und wir begeben uns über Fidschi (wo wir leider nur so lange bleiben, um kurz der Begrüßungsmusik für nicht Transitreisende lauschen können) nach Neuseeland für einen epischen Winterroadtrip in einem wohl außergewöhnlichen Land. Bis bald.




Kalifornien_Nevada

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen