30.11.2012

Namibia, 24.10 - 28.11

Zunächst einige Fakten über Namibia, die man nicht vorenthalten sollte: 1. In Windhuk gibt es einen Inlandsflughafen mit Namen Eros, 2. wenn Feiertage in Namibia auf einen Sonntag fallen, werden sie stets am darauffolgenden Montag wiederholt, 3. die Oppositionspartei nennt sich Demokratische Turnhallenallianz und 4. das Bier wird nach Deutschem Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Außerdem ist Namibia ein dermaßen dünn besiedeltes Land (der Kontrast zu Indien hätte wirklich kaum größer sein können), dass man ohne weiteres an den dicken Punkten auf der Straßenkarte vorbeifährt, weil es sich nur um eine Tankstelle handelt, die da verloren in der Wildnis die Safarireisenden mit essentiellem Treibstoff versorgt. Im Gegensatz zu den meisten anderen konnten wir uns eine solche Unachtsamkeit auch leisten, weil unser kleiner Toyota im Vergleich zu den sonst üblichen Allradmietautomonstern so gut wie nichts verbraucht hat. Wir haben uns im Vorfeld erkundigt, ob die Straßen auch ohne Allrad zu bewältigen sind und obwohl generell für ganz Namibia Allrad "empfohlen" wird, ist es durchaus möglich. Man muss nur darauf achten, bei den kritischen Passagen (meist Sand und Wasser) genug Selbstsicherheit an den Tag zu legen, oder eben umzudrehen. Wir mussten auf über 5000 km nur zweimal das Handtuch werfen und einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Autofahren in Namibia ist sowieso nicht zu vergleichen mit dem lästigen, hektischen Geheize im deutschen Straßenverkehr, wo man auch noch alle Nase lang mit anderen Verkehrsteilnehmern rechnen muss. Hier gleitet man einsam auf den meist schnurgeraden, staubigen Pisten dahin, zieht eine kilometerweit sichtbare Staubfahne hinter sich her und hat das Gefühl, dass die Berge, auf die man schon seit einer halben Stunde zufährt, überhaupt nicht näher kommen. Und wenn man alle Stunde mal wieder einem anderen Auto begegnet, fragt man sich zuerst, was zur Hölle man dort draußen zu suchen haben kann, um dann stets freundlich zu grüßen. Die romantische Einsamkeit hat natürlich auch ihre Schattenseiten und wenn irgendwas schief läuft, gibt es kaum eine Alternative, als auf das nächste Auto zu warten (Handyempfang gibt's meist nur auf den höheren Berggipfeln). Und das kann dauern. Ein belgisches Ehepaar, dessen Weg wir kreuzten, hatte dabei ziemliches Glück und musste, nachdem sie sich mit ihrem riesigen Gefährt zweimal überschlagen hatten, weniger als zehn Minuten warten bis erst der Dorfarzt höchstpersönlich und dann wir an der Unglücksstelle aufkreuzten. Und zum Glück ging alles noch mal mehr als glimpflich aus, bis auf einen Schock, ein paar Kratzer und eine verlorene Fingerkuppe. Schweres Gerät für die Bergung eingeklemmter Schwerverletzter hatten wir ohnehin nicht dabei, und der Arzt mit aller Wahrscheinlichkeit auch nicht. Jedenfalls haben wir uns danach dem Motto "Augen auf im Niemandsland" verschrieben und sind noch einen Ticken gemütlicher durch die Wildnis geholpert. Eigentlich befindet man sich in Namibia, sobald man die Hauptstadt verlassen hat, immer irgendwie auf Safari und bekommt eine ganze Reihe mehr oder minder wilde Geschöpfe zu Gesicht, die meist bequem aus dem Auto heraus begutachtet werden können - und natürlich auch fotografiert, wie die kleine Auswahl an Tierbildern zeigt (wer Tiere eher ungut findet, sollte die ersten 35 Fotos vielleicht einfach überspringen). Übrigens, Paviane klettern unheimlich gern auf Autos herum, obwohl man schnell den Eindruck bekommt, dass sie selbst gar nicht so recht wissen warum. Noch viel lieber aber überfallen sie in den frühen Morgenstunden in großen Gruppen Campingplätze, um schlecht aufgeräumte Stellplätze zu plündern und einfach nur Terror zu verbreiten. Ein ganz fieses Exemplar hat nur aus Boshaftigkeit oder Frust - und wir waren wirklich direkt daneben - unsern Grill umgeschmissen und uns dabei direkt in die Augen gesehen. Nur wenig unaufdringlicher sind die geselligen Webervögel, die uns hin und wieder völlig angstfrei Teile des Frühstücks streitig machen wollten. Es gibt aber auch friedfertigere Geschöpfe wie Erdmännchen (nicht zu verwechseln mit den kleinen Zebramangusten, die - siehe Bild - im Schatten unseres Autos relaxten), und es gibt ein Suchbild mit einem prächtigen Exemplar und wer das entdeckt, wird sich darüber sehr amüsieren können (sofern Tiere, wie gesagt, nicht als generell ungut empfunden werden). Wenn nicht mehr genug Enthusiasmus für Tiere am Straßenrand aufgebracht werden kann (was sich ziemlich makaber anhört), gibt es in Namibia zahlreiche eher unbelebte Phänomene, auf die ausgewichen werden kann. Man kann sich auf den riesigen, rötlichen Dünen der Namib austoben und ganze Sandkästen mit ins Auto zurückbringen, eine gigantische Canyonlandschaft bestaunen, textillos in einem der eher seltenen Bergbäche in den Naukluftbergen schwimmen, in ziemlich deutsch anmutenden Kleinstädten Kässpätzle und Schnitzel futtern oder die Einsamkeit (die eigentlich allgegenwärtig ist) in den nördlichen Küstenbereichen samt berühmt berüchtigtem Skeleton Nationalpark auf die Spitze treiben, wo Walskelette, Schiffswracks und Nebelschwaden gleichermaßen versuchen eine bedrückend faszinierende Stimmung zu verbreiten. Dort gibt es zudem den überaus reizenden Ranger und Wächter des nordöstlichen Parkeingangs Naftalie, der uns umsonst für eine Nacht in einer löwensicheren Baracke einquartierte, weil zur Zeit ein einsames, männliches und vermutlich hungriges Exemplar im Grenzbereich des Parks herumschlich. Außerdem kennt Naftalie Löwengeschichten aus erster Hand, dass es einem kalt den Rücken runter läuft. Und er ist auch ein bisschen einsam da draußen. Durch den Besuch im Nationalpark waren wir zudem gezwungen, uns für eine Nacht etwas Luxus zu gönnen, weil es nur eine einzige Übernachtungsmöglichkeit und keinen Campingplatz gab. Und so tauschten wir ein einziges Mal unser kleines Zelt gegen ein richtiges Zimmer, die Tomaten-Thunfisch-Nudeln gegen ein Vier-Gänge-Menü und Quellwasser mit Mangosirup gegen einen südafrikanischen Rotwein. Das tolle an Namibia ist aber auch, dass man eigentlich gar nicht unbedingt in Nationalparks muss, um das Gefühl zu haben, im Nirgendwo gestrandet zu sein. Die meisten Farmen besitzen so große Flächen, dass man von der "Hauptstrasse" abgebogen erstmal 20 km auf einer halbspurigen, privaten Sandpiste fahren muss, um überhaupt fragen zu können, was das Campen denn so kostet. Und außerdem gibt es eigene Wanderwege, Berge, Täler, eine Landepiste und einen ganzen Haufen unterschiedlicher Wildtiere, die nebenbei bemerkt alle ziemlich lecker sind, egal ob Oryx, Kudu, Strauß oder Springbock. Und auf einer Farm gab es zudem Ziggi, das Bergzebra. Ziggi wuchs sozusagen mit dem Menschen auf, liebt deren Nähe (obwohl Streicheln tabu ist) und verfolgt Autos. Das wussten wir natürlich alles nicht und waren ziemlich erstaunt, als ein einsam in der Ferne grasendes Zebra schnurgerade und mit selbstbewusstem Tempo auf uns zu kam, nachdem es uns bemerkt hatte. Wir wurden dann aus aufdringlicher Nähe kritisch observiert, bis wir den Mut aufbrachten, das vermeintlich wilde Zebra zu streicheln. Wovon Ziggi wirklich nicht begeistert war. Danach ist es uns zur Farm gefolgt, versuchte das Tor zu öffnen und ist schließlich einfach durch die Haustür marschiert. Wir waren ziemlich beeindruckt und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat Ziggi scheinbar - wir haben das Trio leider nicht gesehen - zwei Schafsfreunde, die sich gewissermaßen als Ziggis Bodyguards verstehen und dem Zebra nicht von der Seite weichen, wenn es seine Runden dreht - vermutlich um ganz allgemein nach dem Rechten zu sehen und/oder Campinggäste zu schikanieren. Ach so, für alle Singlefrauen Mitte zwanzig. Auf eben dieser Ranch lebt außerdem einer der letzten echten Cowboys. Thomas spricht muttersprachlich Deutsch - war noch nie in Deutschland -, ist aber Namibier und wirklich ein sympathischer, attraktiver junger Mann. Und hat auf der Farm seiner Eltern, die vermutlich so groß ist wie die Schweiz, schlechte Karten auf andere Frauen zu treffen. Gebt uns Bescheid, falls ein Namibiaaufenthalt ansteht. Unser abschließendes Namibiaerlebnis war gleichzeitig auch das am wenigsten tolle. Wir wollten die größte Höhle Namibias besuchen, und darauf kann man wirklich getrost verzichten, es sei denn man ist vielleicht Fledermausforscher oder Guanohändler. Es ist unglaublich stickig, die Funzeln vom wenig vertrauenserweckenden Expeditionsleiter in Adiletten reichen gerade so bis auf den Boden und als wir in die Nähe der Fledermauskolonien kamen (immerhin leben hier fünf verschiedene Arten) wurde uns klar, dass wir auf einer dicken Schicht von Kot und toten Fledermäuse liefen und sind fast umgefallen vor Gestank. Was bei einem Drittel der Teilnehmer auch zu einer Verstärkung des bereits vorhandenen klaustrophobischen Anfalls geführt hat. Stalaktiten oder -miten haben wir auch keine gesehen.




Namibia

25.10.2012

Goa, 12. - 24.10

Obwohl Goa teils erheblich vom eigentlichen Indienbild abweicht, darf man nicht vergessen, wo man sich befindet. Vor allem darf man sich nicht dem Irrglauben hingeben, dass frische Salate und Fleisch, nur weil sie in schicken Restaurants zubereitet wurden, während ihrer Zubereitung plötzlich penibelste Hygienestandards genossen hätten. Wir sind darauf reingefallen und mussten mehrere Tage im schattigen Zimmer bzw. vornehmlich in dessen Bad verbringen. Zum Glück hat uns die Inkubationszeit aber noch ausreichend Zeit gelassen, einiges des kleinsten indischen Bundesstaats zu erkunden. Die ersten Tage verbrachten wir im ruhigeren Süden, mussten aber weiterziehen, weil wir von Rias, einem nervigen Kashmirihändler, gestalkt wurden. Es verging bald keine Mahlzeit mehr, an der er nicht mehr oder weniger zufällig mit uns am Tisch saß. Außerdem hat er, zuvorkommend wie er war, unsere Tage durchgeplant, in seinem Laden gekocht und uns einen kaputten Roller vermietet. Vor allem aber, hat er uns tierisch genervt. Ach so, falls jemand vor hat, Wanderungen im Himalaya zu machen, Hochgebirgstouren sind Rias' zweites Standbein. Aber er nimmt nicht mehr als 30 Leute auf einmal mit. Das wäre unverantwortlich. Wir mussten weiter. Die stark kolonial geprägte Hauptstadt Panaji oder Panjim ist mit Abstand die schönste größere indische Stadt, die wir zu Gesicht bekamen, und bietet zudem die Möglichkeit außergewöhnlicher, abendlicher Schiffsrundfahrten. Eigentlich dachten wir, wir würden in ruhiger, romantischer Stimmung dem Arabischen Meer samt untergehender Sonne entgegenschippern und verträumt an der Reling stehen. Aber es kam alles ganz anders, wie so oft in Indien. Eigentlich handelte es sich nämlich um ein Großraumdiskoschiff auf dem, animiert von DJ und MC, abwechselnd Kinder, Verheiratete, weibliche Singles, männliche Singles und kostümierte, vermutlich unterbezahlte Folklorematrosen zu völlig übertrieben lauter Musik das trittsichere indische Tanzbein schwangen. Am beeindruckendsten, weil sehr exstatisch und kraftvoll vorgetragen, war der Tanz der männlichen Singles, die die Bühne gar nicht mehr räumen wollten. Verwaiste Tanzflächen bei indischen Schullandheimen - sofern so was existiert - sind wohl eher unüblich, und die ersten jungen Tänzer mit Sicherheit männlich. Obwohl wir das Schiff am Ende mit einem leichten, mehrere Stunden anhaltenden Pfeifgeräusch in den Ohren verließen, können wir den Trip wärmstens empfehlen. Wirklich witzig. Wir sind dann weiter, zur immer größer werdenden Konzentration ausländischer Goatouristen in Richtung Küste. Die meisten dort sind übrigens keine Hippies, die in ihren Batikshirts und auf Acid am Strand tanzen, um angestrengt die Welt zu einer besseren zu machen, sondern langweilige Pärchen, die, nachdem sie sich ausreichend im Restaurant angeschwiegen haben, um spätestens 22:15 in der Falle liegen. So wie wir also. Richtige Hippies sieht man nur noch in Form von Veteranen mit verwaschenen Tattoos und vollen Einkaufstüten des überteuerten, westlichen Kapitalistensupermarkts. Auch in Goa ist das Transportmittel der Wahl der Roller und es macht riesig Spaß, damit übers Land zu brausen. Je weiter man Richtung Norden fährt, desto mehr legt sich das Getümmel wieder und man kann sich vorstellen, wie schön es vor einem halben Jahrhundert vermutlich überall aussah. Außerdem gibt es einen Strand, wo sich nur ein einziger Ochse und ein offensichtlich unterforderter Rettungsschwimmer aufhalten. Kurz nachdem wir ankamen, lief er selbstsicher am Strand hin und her, um uns vermutlich zu signalisieren, dass wir ohne Angst ins Wasser springen konnten. Hätten wir vermutlich auch getan, wenn sich nicht die ersten Anzeichen einer hartnäckigen Magenverstimmung bemerkbar gemacht hätten und wir schleunigst den Roller satteln mussten. An mehrerern intensiver erschlossenen Stränden, Rettungsschwimmer gab's auch dort, wurde gerade ein Bollywoodfilm über Goa gedreht. Und weil zu Goa natürlich ein ganzer Haufen "Weißbrote" gehört, wurde - neben ein paar Quotenrastalocken - gleich eine ganze russische Chartermaschine verpflichtet, damit sich genug billige Statisten im Hintergrund räckelten, während die Hauptdarsteller das machten, was sie in indischen Filmen immer machen: singen und tanzen. Die Zugfahrt nach Mumbai war absolut genial, weil wir mit viel Glück ein ganzes kleines Abteil für uns allein hatten und uns von den zuvorkommenden Essenshändlern, die gefühlt alle zwei Minuten mit neuen Leckereien durch die Wagons streifen, königlich verkosten lassen konnten. Über Mumbai gibt es so gut wie nichts zu erzählen, weil wir hauptsächlich in einem der vielen überteuerten Hotels in Flughafennähe dösend auf die Abreise in der kommenden Nacht warteten. Ein kleiner Spaziergang hat - neben zahlreichen toten Ratten und viel Lärm - aber gezeigt, dass Internetcafes schon morgens um zehn für die nächsten sechs Stunden ausgebucht sein können, weil erstaunlich viele Leute online Autorennen spielen wollen.




Goa

15.10.2012

Von Chennai nach Goa, 28.09 - 12.10

Zurück von den Andamanan musste erst eine kleine Grippe überstandenen werden - natürlich nicht, ohne sich psychologisch ausreichend mit Malaria zu beschäftigen -, bevor wir nach Richtung Ooty, einer früheren "hillstation" überhitzter englischer Kolonialisten, in den bergig kühlen Westghats aufbrechen konnten. Eigentlich war die fieberbedingte Verzögerung auch essentiell für die erwartungsgemäß uneinfache Zugticketbeschaffung, weil Stromausfälle, Serverprobleme und ausgebuchte Züge den eigentlichen Abreisetermin ohnehin um mehrere Tage hinauszögerten. Das letzte Stück bis hinauf zum südindischen Bergidyll, kann man mit einer alten Schmalspureisenbahn samt UNESCO-Weltkulurerbe-Status zurücklegen. Und obwohl wir trotz, wie anders zu erwarten, ausgebuchtem Zug zwei Minuten vor Abfahrt die Erlaubnis vom "station master" bekamen, mitfahren zu dürfen, hat uns die Aussicht auf mehr als fünf Stunden in den heftigst überfüllten Wagons dann doch zu sehr abgeschreckt. Vor allem gab es keinerlei Möglichkeit zur Verrichtung großer sowie kleiner Notdurft, was wohl das Zünglein auf der Waage war. Julian Assange hat das alles weniger gekümmert, aber er hatte aber auch ein 1. Klasse-Ticket. Außer sich abkühlen und zu Fernsehpferderennen (direkt neben der eigentlichen Rennbahn...???) gehen, kann man in Ooty eigentlich gar nicht so viel machen. Jedenfalls hatten wir den Eindruck. Und nach zwei recht unterkühlten Nächten, die seit langer Zeit mal wieder unter richtigen Decken verbracht werden mussten - manche Reiseteilnehmer haben trotzdem bitterlich gefroren -, sind wir wieder in mildere Gefilde abgestiegen. Nur dank der auskunftsfreudigen Hilfe Einheimischer Busreisender, kamen wir nach der Kombination Rickscha-Bus-Bus-Jeep in Bokapuram an, einem kleinen Örtchen direkt an der Grenze zum Mudumalai Nationalpark, wo sich Tiger, Bären, Elefanten und ein ganzer Haufen weiteres Getier in den Wäldern tummeln. Obwohl der Park wegen einer obligatorischen Tigerzählung geschlossen war, konnten wir, nachdem wir vor Sonnenaufgang von unserem kleinen Baumhaus gestiegen waren, mit zwei äußerst kompetenten Fährtenlesern/Tierstimmenimmitatoren die auch schon ziemlich wilden Randbereiche erkunden. Schon während der ersten hundert Meter hörten wir sogar das gruslig dumpfe brüllen eines Tigers, was bei unseren Führern freudige Jagdinstinkte, bei uns eher das Gefühl weckte, sich wieder auf das Baumhaus zurückzuziehen. Jedenfalls versuchten wir tapfer der Großkatze auf der Spur zu bleiben - schließlich waren wir ja auch mehr als ausreichend mit Wanderstöckchen bewaffnet -, waren dann aber doch ganz froh darüber, eine Begegnung mit unserem wenig geschmeidigem Gepolter durchs Unterholz vereitelt zu haben. Von den vielen Elefanten im Park haben wir zunächst nur deren Hinterlassenschaften unterschiedlichen Feuchtegrades gesehen, und gerochen. Aber wir mussten staunen, weil der Elefantentrampelpfad eher einem Klettersteig als einem barrierefreien Wanderweg ähnelte, und die Riesen scheinbar doch sehr viel gelenker sind, als sie es sonst zugeben wollen. Jedenfalls konnten die riesigen Haufen von keiner noch so großen Bergziege stammen, ganz zu schweigen von den winzigen, schwarzgesichtigen Äffchen, die unseren Ausflug mit ihren Warnrufen akustisch untermalten. Unser Hotelchef hatte dann noch einen ganz besonderen Wildlife-Tip für uns: ein Besuch zuhause bei Mark, alias "Mad Mark". Mad Mark lebt relativ einsam und verlassen in der Wildnis des Gudalur Tals, wird aber von Zeit zu Zeit von neugierigen Reisenden besucht, und eigentlich jeden Tag von Rivaldo. Rivaldo ist ein stattlicher, wilder Elefantenbulle, der - wie zahlreiche andere Tiere - gerne mal bei Mad Mark vorbeischaut. Mark sitzt in der Regel entspannt rauchend und mit unnatürlich roten Augen auf seiner Veranda und muss Rivaldo hin und wieder mit einem lächerlich dünnen Stöckchen davon abhalten, sich an Auto oder Dach zu vergehen. Währenddessen spielen sich im Hintergrund kitschigste Wildtierszenen ab (besonders hervorzuheben dabei der Pfau samt Hirsch) und auch ein bei dem Trubel eher wenig beachtetes Wildschwein streift umher. Nach zwei Nächten im Safariland mussten wir schon weiterziehen. Zum einen, weil man ein Baumhaus nicht hinterher geschmissen bekommt, auch nicht in Indien, zum anderen, weil eine westliche Yogagruppe aufkreuzte, um sich von den - für unseren Geschmack etwas zu beleibten - indischen Yogis der Erleuchtung einen Schritt näher zu bringen. Es begann eine sich mehrmals wiederholende Schleife aus Transport, Essen und Schlafen in indischen Städte, die sich wie ein Ei dem anderen glichen und deren Namen wir bereits beim Auschecken aus den charakterlosen Unterkünften vergessen hatten. Und es gibt über diese eher unschön anstrengende Periode nicht viel zu berichten, außer dass Kerala mit der Kombination Kommunismus, Großgrundbesitz, Religionsfreiheit und Rindfleischverzehr gut auszukommen scheint, Rickschafahrer in Karnataka in der Lage sind, ihre Rickschameter zu benutzen, ohne mit einer Waffe bedroht werden zu müssen, und dass Zugfahren, sofern man in der billigsten Klasse fährt - was die nervige Reservierungsbürokratie umgeht - und keine Scheu vor intensiven körperlichen und sozialen Kontakten besitzt, wirklich das Reisemittel erster Wahl ist. Vor allem sehr schonend für den Rücken, und man lernt äußerst liebenswerte einheimische Mitreisende kennen. Eine sich verblüffend schnell bildende, hartnäckige und für Indien scheinbar tyische Reiseschmutzschicht auf der Haut kann man trotzdem nicht vermeiden. Zuletzt noch drei Bemerkungen: 1. Das schlechteste Bier der Welt heißt Köt, 2. weiße Reitpferde sind besser bezhalt als der Rest (was diese aber nicht davon abhält, ihre "Reiter" während der kurzen "Ausritts" auf der Hauptstraße abzuwerfen) und 3. dank eines Friseurbesuchs in Coimbatore seh ich jetzt aus wie Jeanne d'Arc mit Hornbrille. Ach so, dass erste Bild zeigt Dosa. Isst man morgens und abends, und ist einfach, aber ziemlich lecker.




Von_Chennai_nach_Goa

03.10.2012

Little Andaman, 18. - 28.09

Um noch ein wenig weiter in die entlegene Inselwelt vorzustoßen, sind wir im Anschluss an einen kurzen Aufenthalt in Port Blair, samt beeindruckendem anthropologischem Museumsbesuch (vor allem mit zwei angehenden Ethnologen, die wir kaum noch aus dem Gebäude bekamen), einer gewohnt umständlichen Ticketbeschaffung für die Fähre am nächsten Tag, die eigentlich hoffnunglos ausgebucht war und einer zeitraubenden Flugumbuchung (ein Bild zeigt zwei von mindestens drei Air India Mitarbeitern, die ein komplettes A4-Blatt vollkritzelten, um uns den neuen Tarif von Hand zu berechnen, die Ergebnisse waren erwartungsgemäß verschieden), nach Little Andaman aufgebrochen, die abgeschiedenste Insel, die für Touristen zugänglich ist. Nach einer demenstsprechend noch längeren Fährfart - gekotzt wurde ebenfalls ausgiebiger -, kamen wir nicht nur als einzige Touristen dort an, sondern waren auch die einzigen während der ganzen sieben Tage. Und so klein ist die Insel eigentlich gar nicht. Am Pier haben wir uns gleich mal von einem ganz billigen Trick linken lassen. Der Taxifahrer hat uns eine Hochglanzvisitenkarte von einem absoluten Traumressort gezeigt, weshalb wir an potenziellen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Weg ziemlich hochnäsig vorbeiheizt sind. Jinas Ressort hat sich dann als Ansammlung winziger Bambushütten innerhalb zahlreicher Kuhfladen mit Gemeinschaftsbad entpuppt, und als wir dort im strömenden Regen ankamen, konnten wir nicht verhindern - vor allem nach einigen hartnäckigen Regentagen im Vorfeld -, dass sich ein kleines Stimmungstief breitmachen konnte. Aber die Lage war eigentlich fantastisch, sobald man die kaum frequentierte Straße überquert hatte, und die Kuhfladen wurden schnell beseitigt. Irgendwie hatte niemand so recht mit Besuch zur Regenzeit gerechnet. Außerdem war Jina ein wirklich begnadeter Gastgeber und guter, wenn auch ein wenig zu stressfreier Koch (man konnte ihn in der Regel gut drei Stunden bei der Zubereitung beobachten), der uns einzig und allein mit seiner selbstbewusst vorgetragenen und zoologisch unrichtigen Prognose enttäuschte, dass Riesenschildkröten jede Nacht zur Geisterstunde den Strand besuchen würden. Wir sind deswegen in wirklich mondlos stockdunkler, dafür aber prächtig besternter Inselnacht über den Strand geirrt - das Wort Lichtverschmutzung ist hier sicher wenig verbreitet bis unbekannt -, um vergeblich Ausschau nach den trägen Geschöpfen zu halten. Schildkröten lassen sich, nach einstimmiger Aussage verschiedener Quellen, die wir im Nachhinein befragten, nur im Dezember zur Eiablage blicken. Unsere schnell ans Herz gewachsene Hundegang, alle mit der ein oder anderen physischen oder psychischen Behinderung (Hund in Indien zu sein, ist sicher kein Hauptgewinn), ist uns trotz des irrtümlichen Ausflugs nicht von der Seite gewichen und hat uns tapfer in der Wildnis beschützt - wobei die vermutlich größte Gefahr von einem außergwöhnlich gigantischen Einsiedlerkrebs ausging, der gar nicht mehr in seine Hütte gepasst hat. Die Tage haben wir, wenn es nicht zu sehr regnete, in der Regel mit verschiedenen Rollerinselerkundungen zugebracht, was wirklich eine Menge Spass macht, und selbst wenn man einfach drauflos fährt und die Leute fragt (Reiseführer können ohnehin getrost zuhause bleiben), kann man allerhand erleben; z.B. durch Palmölplantagen fahren, wo Elefanten keine Taxis oder arbeitslos sind (wie häufig in Thailand), sondern ihren Lebensunterhalt noch mit hartem Tagwerk verdienen müssen, sich beim Angeln von der Brücke von gelb-grünen, und wie wir später erfahren haben, giftigen Schlangen erschrecken lassen - Marie hat ein richtiges Gespür für Schlangen entwickelt und befindet sich meist direkt davor, wenn sie auftauchen -, oder in der Dämmerung Krokodile beobachten, die geschmeidig und scheinbar bewegungslos jagend durchs Wasser gleiten. Die Inselbewohner, ob Tamile, Bengale oder Nikobarese sind übrigens extrem freundliche Leutchen. Keiner will einem, wie andernorts in Indien, irgendwas verkaufen, nur weil man anders ausssieht, sondern die meisten sind einfach nur froh und neugierig, wenn alle Jubeljahre mal ein paar Fremde auf der Insel aufkreuzen. Laut Aussage von Murthu, Surfgott, Fischer und Alkoholiker, der in einer Tsunamisiedlung wohnt, liegt das maßgeblich daran, dass die Bevölkerung der Andamanen nicht von außländischen Hippies beeinflusst wurde, weil weit ab vom eigentlichen Hippietrail. Wir wissen's zwar auch nicht, aber vielleicht ist ja was dran. Außerdem sind wir auch gleich von einem Seefahrer zu jeder nur denkbaren, täglichen Nahrungsaufnahme eingeladen worden und haben dann eine gemütliche Chaizeremonie bei ihm zuhause abgehalten, allerhand über die Aufstiegsmöglichkeiten eines Ersten Maats erfahren und Debu dann wegen eines "rain problems" ziemlich rasant zu einem lauschigen Stausee hinterhergeheizt. Selbst auf ziemlich einsamen Inseln mit nur selten auftretendem zähfließenden Verkehr muss der linke Daumen übrigens stets auf der Hupe ruhen, und obwohl die meisten Fahrzeuge einen Blinker besitzen, schickt es sich, eine Fahrtrichtungsänderung mit einem "handsignal" anzukündigen. Zurück in Port Blair machten wir dann noch zwei Beobachtungen, die wir nicht verschweigen sollten: 1. Nikobaresisches Essen wird international überschätzt, und schmeckt trotz der fantastischen Farben reichlich fad, auch wenn die herzlichen Verkäuferinnen allerhand wegmachen können, und 2. es ist physikalisch möglich, zu viert samt komplettem Reisegepäck in einer Rickscha zu fahren, und man will 30 Cent natürlich sparen, wo immer man kann.




Little_Andaman

01.10.2012

Havelock, 11. - 18.09

Wenn man sich die Landkarte anschaut, kann man eigentlich gar nicht glauben, dass die Andamanen und Nikobaren überhaupt zu Indien gehören. So isoliert vom Festland liegt die Inselkette im Golf von Bengalen. Trotzdem waren wir leicht zu überzeugen, einen zusätzlichen Flug auf uns zu nehmen (sprich zu zahlen), um dem vermeintlichen Paradies einen kleinen Besuch abzustatten - auch wenn wir deswegen den indischen Subkontinent schon wieder verlassen mussten. Leider hat uns das Wetter zunächst ein wenig in die Suppe gespuckt, weil heftige, aber für die Regenzeit (wir sind mittlerweile wirklich konsequente Nebensaisontouristen) typisch heftige Niederschläge den unglücklicherweise in einer Senke gebauten Flughafen des Inselidylls überflutet hatten. Und nach einem Frühstück an Bord des stehenden Flugzeug, wurde der Flug gestrichen und wir übermüdet in einem unerwartet schicken Businesshotel in Chennai einquartiert, wo wir uns auf Kosten Air Indias den Wanst vollschlagen und faulenzen konnten (das Mittagessen wurde leider kollektiv verpennt, und beim persönlichen Zimmerservice hatte die Kulanz der Fluggesellschaft dann doch ein Ende). Die eintägige Verzögerung hat uns noch einen Besuch im modernsten Einkaufszentrum Chennais ermöglicht, wo man, neben den üblichen Zertreuungen, eine Menge Spaß im "Fun Land" haben kann, weil sich adrenalinsüchtige Inder in völlig hirnrissige Fahrgeschäfte begeben, die vermutlich schon mehr ernsthafte Verletzungen als echten Spaß bei den Gästen verursacht haben. Unser zweiter Anlauf war dann zum Glück erfolgreicher, und nachdem wir auf dem Flughafen angekommen diverse Formulare ausgefüllt hatten, wurde uns unsere "Permit" überreicht und wir offiziell auf die Inseln losgelassen, zumindest auf bestimmte Teile, zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Auflagen (Korallen abbrechen geht zum Beispiel gar nicht, genauso wenig wie indigene Volksgruppen in ihren Reservaten besuchen). Nachdem wir den nicht minder bürokratischen Prozess des Fährticketkaufs (es muss erst ein Antrag gestellt werden, samt einer Menge persönlicher Daten aller Reisenden und unterschiedlichsten Kopien, um dann in einer Schlange mit aufgedrehten jungen Männern vor dem Schalter zu warten, die nur durch die Bambusschlagstöckchen der Polizisten zu bändigen sind; Inder sind wirklich extrem freundliche, friedfertige Menschen - kein Vergleich zu uns deutschen Hau-Drauf-Halodris -, aber Anstehen funktioniert nicht; zum Glück gibt es extra Warteschlangen für Frauen) und die folgende Schifffahrt überstanden hatten (die Plastiksitze waren bequemer als sie aussehen und anstatt in Kotztüten kann man sich direkt in Eimer, die im Gang stehen übergeben), kamen wir auf der für andamanische Verhältnisse schon fast touristisch überlaufenen Insel Havelock an. Hier konnten wir uns an einer ausgedehnten und wie manche Expeditionsteilnehmer meinten, ziemlich fahrlässigen Barfussurwaldwanderung erfreuen, die uns zwar nicht zum eigentlich Ziel, dem Elephant Beach führte, dafür aber immer tiefer in den immer grusligeren Wald. Auf den Andamanen lauern nämlich ganze Heerscharen fieser Schlangen, Spinnen und Krokodile, die einem, wo es nur geht, nach dem Leben trachten. Wir haben den Ausflug, wenn auch etwas dehydriert und unterzuckert (wir waren eher schlecht ausgerüstet), gut überstanden und der dichte, undurchdringliche Wald hat uns ziemlich beeindruckt, obwohl wir eigentlich Schnorcheln wollten. Aber wir konnten direkt an unserm phänomenalen Hausstrand ein wenig unter die Wasseroberfläche schauen - meist waren da aber nur gigantische Seegurken zu bewundern -, und haben einen Kayakausflug zu einem wohl nicht mehr so ganz funktionstüchtigen Leuchtturm gemacht, um ein wenig mehr von der Unterwasserlebewelt mitzukriegen. Wobei uns da ein wenig mulmig im Magen wurde, weil vor ein paar Jahren ganz in der Nähe ein Amerikaner von einem Krokodil verspeist wurde. Seine Wäsche während der Regenzeit "professionell" auf der Insel waschen zu lassen ist übrigens rausgeschmissenes Geld. Trockner gibt es nicht - wir vermuten das gleiche für Waschmaschinen (obwohl Schilder anderes prophezeien) - und man bekommt seine Wäsche mit den Worten "rain problem" nass, zudem zudem heftiger als zuvor stinkend und nur zum Großteil wieder zurück. Das letzte Bild im Album zeigt die berufsbekleideten Rikschafahrer, wie sie gierig auf die wenigen Touristen warten, die mit der Fähre ankommen. Man muss bei der Ankunft höllisch aufpassen, sonst sitzt man ohne irgendwas zu merken im nächstbesten, dreirädrig knatternden Gefährt.




Havelock

19.09.2012

Tamil Nadu, 27.08 - 11.09

Die Ankündigungen von Informanten vor Ort waren nicht gelogen. Zu essen gibt es in Indien - oder zumindest im südlichen Tamil Nadu - entweder Brot oder Reis, mit Dip. Und obwohl alles ganz wahnsinnig exotisch klingt, landet man nach einer oft mühsamen Bestellung (die Verfügbarkeit der Gerichte richtet sich nach einem zunächst undurchschaubaren zeitlichen Rhythmus) eigentlich immer bei diesem Resultat. Sogar in nordindischen Restaurants. Nicht das wir uns beschweren wollten und es schmeckt uns ja sehr gut, aber es wird so viel Wind gemacht um die kulinarischen Höhenflüge Indiens, dass wir uns schon ein wenig wundern mussten. Nach einer zugegebenermaßen erstmal schockierenden Ankunft in der selbst für Indien eher unschönen und charakterlosen Stadt Chennai, fanden wir nur dank eines vorbildlich engagierten Taxifahrers unser Nachtlager. Die Suche wird in Indien häufig durch Änderungen der Straßen- und/oder Ortsnamen erschwert, die mutmaßlich dazu dienen, etwas vom kolonialen Erbe abzustreifen. Da selbst notorisch schönfärbende Reiseführer nicht viel gutes über die Stadt zu berichten hatten, sind wir gleich am nächsten Tag zum "Busbahnhof" (der eher aussieht, wie ziemlich viele Busse auf einer großen nicht asphaltierten, freien Fläche), um nach Pondycherry oder aktueller Puducherry (oder anderes herum) aufzubrechen. Auch dort ist es ziemlich dreckig - woran man sich in Indien natürlich früher oder später gewöhnen muss -, aber nicht ganz so krass, es gibt einen "Stadtstrand" aus großen Steinen und variierenden Anteilen von Müll und Kakerlaken, sowie einige Franzosen, die sich hier zwecks kolonialer Machenschaften Frankreichs so wohlfühlen und in verschiedenen Ashrams meditieren, um sich selbst oder sonstwen zu finden. Skurrilerweise wird man von den Einheimischen deswegen auch hin und wieder auf Französisch angesprochen oder kann sich ein fein belegtes Baguette zum Frühstück kaufen, für dessen Preis man hätte drei Tage indisch essen gehen können. Nach unbarmherzigem Gefeilsche um zwei gebrauchte Matratzen auf dem Straßenmarkt, konnten wir für ein paar Tage bei Maries Bruder einziehen, der dort unibedingt einen Sprachkurs machte, und als wir ankamen gerade wegen einer selbst diagnostizierten Malaria flach lag. Schlimmeres konnte dank klassischer Wadenwickel jedoch erfolgreich abgewendet werden. Durch den Kontakt zur Sprachschule - die zwar verzweifelt versuchte ihren Schülern Tamil beizubringen, aber wöchentlich für kulturelle Highlights sorgte -konnten wir ein wenig tiefer in die indische Kultur eintauchen und einem Meister indischer Zupfinstrumentmusik lauschen. Übrigens bei ihm zuhause im Schlafzimmer, wo Klimaanlage und Ventilator vergeblich versuchten die Klangqualität zu mindern. Aber Marie eine kleine Erkältung verschafften. Danach verbrachten wir eine solide Woche in Mamallapurum, einem der wenigen Orte in Tamil Nadu, der so etwas wie eine entspannte Strandatmosphäre bieten kann. Samt einer ziemlich konstanten Welle, heiligen, aber trotzdem teils recht aggressiven Strandrindern (die seltsamerweise die brütend heiße südindische Sonne geradezu suchten), einer Tempelanlage mit riesigen Felsritzereien, in der sich Ziegen und Affen gleichermaßen wohl fühlen, und einem wirklich eindrucksvollen Vergnügungspark direkt am Meer. Männliche Inder - Frauen sieht man gar nicht so viele - verhalten sich am Strand meist sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite wird jede noch so hässliche Europäerin, die sich mit gewohnter Badeklamotte in der Sonne aalt, begafft, als wäre die Göttin der Schönheit höchstpersönlich aufgetaucht und es bilden sich innerhalb von Minuten erstaunlich große Menschenansammlungen um selbiges Objekt der Begierde, auf der anderen Seite spielen sich zwischen genau den gleichen Männern so zärtliche, aber nur scheinbar homoerotische Szenen ab, dass man ins Grübeln kommen muss. Wenn man ganz viel Glück hat, ist man sogar dabei, wenn Fischerboote dazu dienen, klassische Titanic Filmszenen gemeinsam nachzustellen. Pärchen, die händchenhaltend über den Strand spazieren oder sich in den Wellen vergnügen wie Fünfjährige, sieht man eigentlich immer. So ganz sind wir der Sache nicht auf den Grund gekommen und vermutlich bleibt einem nur respektvoll zu sagen: Andere Länder, andere Sitten. Um zu vermeiden, dass man mit indischen Mietmofas im Nirgendwo strandet, sollte man - und das trotz Versprechen des Vermieters - den Tank checken (was nur durch rütteln, hören und vielleicht riechen möglich ist). Und wenn da nichts drin ist, kann man auch keine 30 km zurücklegen. Aber zum Glück sind Einheimische äußerst hilfsbereit und ein jeder weiß wie man kurzerhand etwas Benzin aus seinem eigenen Tank abzwacken kann, nachdem man sich ein wenig amüsiert hat. Der Ausflug hat zudem gezeigt, dass Krokodile, wenn Europäer aufkreuzen, nicht mehr die Hauptattraktion des Krokodilsparks sind. Auch wenn sie - vermutlich um Aufmerksamkeit zu erhaschen - zu hunderten neben- und aufeinander herumliegen. Übrigens, es gibt (wie die Bilder zeigen) Anzeichen dafür, dass sich jemand namens Hitler in Indien niedergelassen hat, um Vorhängeschlösser zu produzieren und selbige zu testen und mit seinem Gütesiegel zu versehen. Made in Germany mal anders.




Tamil_Nadu

05.09.2012

Bangkok und Nordthailand, 13. - 27.08

Zunächst fand eine weitere übergangsmäßige Familienzusammenführung in einem Hotel Bangkoks statt, in dem an jeder Ecke überfreundliches Hotelpersonal lauerte, um einem ganz generell im Hintern herumzukriechen. Vermutlich soll unterstrichen werden, dass Thailand das Land des Lächelns ist. Und die Mission wurde wirklich erfüllt. In Hotels geht die Sache aber mit Sicherheit ein bisschen zu weit. Attraktionen innerhalb der Stadt - vorwiegend buddhistische Tempel in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, verschiedenste Großformatbilder des Königspaars und abfallbedingt zu Krokodilen mutierte Kanalleguane, um ein paar davon zu nennen - sind am besten nicht mit Tuk-Tuks (Mopedrickschas) zu besuchen. Man begibt sich in eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Leib und Leben, zahlt selbst nach hartnäckigem Feilschen einen völlig überteuerten Preis im Vergleich zu normalen Taxis und, was vielleicht am wenigsten toll ist, man wird gar nicht dorthin gefahren, wo man eigentlich gerne hin will. Scheinbar kommen sogar mehrere Stops in unterschiedlichen "Thai-Juwelier-Centern" vor, und ganze eigentlich den Tempeln gewidmete Nachmittage verstreichen im zähen Verkehr Bangkoks. Manchmal bleibt einem nur, sich an der Ampel aus dem Tuk-Tuk zu stehlen, um weitere gehirnamputierte Diskussionen mit dem Fahrer zu vermeiden. Normale Taxis haben übrigens noch mehr zu bieten als in Phuket. Zu den bereits bekannten Funktionen (Karaoke etc.) gibt es außerdem oft die Möglichkeit einer Frau, häufig aber nicht immer mit dem Sprechblasentext "Ok" (was in Asien so viel wie "gut" zu heißen scheint), und außerdem kann man sich noch, von wem auch immer - vielleicht von der Frau -, massieren lassen. Nach vier interessanten Tagen in Bangkok und hitzigen Diskussionen über das angebrachte Mittel der Weiterreise (Fraktion Auto-ok vs. Zug-ok), haben wir uns ein Auto geliehen, konnten Bangkok Downtown nur dank GPS erfolgreich verlassen und sind über die wirklich unerwartet akzeptablen Straßen nach Norden in Richtung Chiang Mai aufgebrochen. Natürlich nicht ohne auf dem Weg verschiedenste Tempel zu bestaunen. Besonderes Highlight war dabei eine urbane Tempelfahrradtour bei der mit einer winzigen Fähre übergesetzt wurde und ganze Scharen von Elefantentaxis samt ungemütlich heftig schaukelnden Touristen unsere Wege kreuzten. Und man muss wirklich staunen, wie genau sich die Dickhäuter durch Fuß-Ohr-Kontakte von ihren Führern durch den quirligen Verkehr lenken lassen. Da Chiang Mai, die vermutlich schönste Stadt Thailands, allerhand zu bieten hat und wir so die Möglichkeit hatten, uns noch mehr sehenswerte Thailandimpressionen einzuverleiben, teilten wir die Reisegruppe zeitweise sogar in Teams auf. Und während die einen erfolgreich versuchten im "Goldenen Dreieck" nicht in der ein oder anderen Opiumhütte zu versumpfen oder ihren unstillbaren Durst nach Tempelanlagen befriedigten, lernten die anderen selbst Hand anglegend die wirklich außergewöhnlich gute thailändische Küche kennen oder irrten durch erfrischend unerschlossene thailändische Höhlensysteme (in der wir nur dank einer mit Gaslampe ausgestatteten Führerin nicht für immer in der Dunkelheit verlorengingen). Die sechzehnstündige Rückreise nach Bangkok erfolgte (dank eines Siegs der Fraktion Zug-ok über Flug-ok) mit der Königlichen Thailändischen Eisenbahn. Und es ist wirklich eine tolle Erfahrung, bei offenen oder nicht vorhandenen Fenstern im Speisewagen ein Bierchen zu kippen und mit Malayen darüber zu sprechen, wie toll es ist eigenes Erdöl zu haben, sich im "Abteil" frisch zubereitetes Curry servieren zu lassen oder sich einzubilden, dass der Rhythmus des Zugfahrens in irgendeiner Weise einschläfernd wäre. Außerdem sieht man vom Zug aus eine sehr viel schönere Seite des Landes, auch wenn man vor lauter Glückseligkeit aupassen musste, beim Umherwandeln zwischen den Wagons nicht auf den Gleisen zu landen.




Bangkok_Nordthailand

Phuket, 05. - 12.08

Unsere erste Station in Thailand hieß Phuket. Hier muss man sich schon ein wenig planerische Mühe geben, um dem heftigsten Touristengedränge einigermaßen zu entgehen. Sofern man das überhaupt will. Aber selbst in den abgelegeneren Teilen ist die nächste Striptease-Tanzstange nicht übertrieben weit entfent und die meisten Thailandklischees werden auch hier in der Regel erfüllt. Nur bekommt man weniger Affen, Leguane und sonstiges Getier vor die Nase gehalten, um damit Fotos zu machen. Da wir unsere Surfbretter noch dabei hatten, konnten wir uns täglich eifrigst im Wasser vergnügen. Sogar dann noch, als selbst fünfjährige Mädchen keine Lust mehr hatten, in den kaum vom Horizont zu unterscheidenden, winzigen Wellen herumzutollen. Die Hartnäckigkeit führte aber dazu, dass heftiger Sonnenbrand nur noch mit Coladosen aus der Minibar gekühlt werden konnte. Ein Ausflug zu einer "paradiesischen" Insel war alles andere als ein echter "Geheimtipp". Zugegebenermaßen sind unsere Ansprüche an gelungene Inselimpressionen durch die letzten Monate nicht kleiner geworden, aber man kann trotzdem nur hoffen, dass das Paradies kein grundlegendes Müllproblem hat. Die überwiegend chinesischen Touristen - die sonst noch dabei waren - hat das nicht gestört. Genauso wenig wie die an landwirtschaftliche Praktiken erinnernde, farbliche Markierung durch Aufkleber, um die zahlreichen Touristen im Vorfeld auf verschiedene Ausflugsdampfer zu verteilen. Außerdem konnten es einige nicht lassen, sich an der meeresbiologischen Vielfalt zu bedienen und zwängten - selbst nach Protest gewissenhafter Spanier - lebende Seesterne in Plastiktüten. Man kan davon ausgehen, dass Seesternmehl in China als potenzsteigernd gilt. Während Schnorcheln für den durchschnittlichen Europäer ein kurzweiliger Zeitvertreib ist, wird das Ganze für die meisten Chinesen scheinbar ein Spiel auf Leben und Tod. Wenn überhaupt trauten sie sich nur mit Schwimmweste in unmittelbarster Nähe des Boots ins Wasser, während die weniger mutigen tonnenweise Brot ins Wasser warfen, um die Fische anzulocken. Oder sich wegen der Aufregung und/oder des seichten Wellengangs übergeben mussten. Kleinere Verzögerungen bei Taxifahrten durch unangekündigte Besuche bei Tourbüros kann man übrigens entspannt hinnehmen. Und während sich leichtgläubigere Gemüter unterschiedlichste Trips andrehen lassen, kann man seine Langeweile - zumindest laut Aufkleber - mit zahlreichen Spielereien bekämpfen. Neben einer obligatorischen Karaokefunktion kann man Würfeln und Kartenspielen, genießt einen generellen VIP-Status, kann sich eine DVD reinziehen, Fernsehen und dabei sogar aus der Minibar bedienen. Wir haben uns auch selbst in den thailändischen Verkehr gestürzt und sind mit einem kubikmäßig zunächst ziemlich unterschätzten Roller über die Insel geflitzt. Extrem entspanntes Fahren ist in Thailand gang und gäbe, und wird nicht wie in Deutschland mit ärgerlichen Wutanfällen abgestraft. Auch wenn man mit zwanzig über die Landstraße eiert, eigentlich achtzig fahren dürfte und noch sehr viel mehr könnte, ist das kein Problem. Und ziemlich symphatisch.




Phuket

28.08.2012

Singapur und Kuala Lumpur, 29.07 - 05.08

Tut uns Leid, dass wir den Blog in letzter Zeit ein wenig haben schleifen lassen. Vermutlich waren wir noch immer zu sehr von unserm Neuseelandaufenthalt geschwächt, um die neuen Eindrücke auch noch vermitteln zu können. Nun wird's aber höchste Zeit. Nachdem wir in Singapur angekommen waren, hieß eine der ersten Missionen: "Haare schneiden". Leider wurden wir - bis auf eine tolle und ausgedehnte Haarwaschmassage - von einer ausgesprochen überforderten Friseurin ziemlich herb enttäuscht und mussten einige grobe Schnitzer sogar selbst noch korrigieren, um nicht allzu deppert durch Chinatown zu laufen. Vermutlich sollte man es bei einer Kopfmassage belassen, wenn man sich ausschließlich durch das Wort "kata" verständigen kann. Ein absoluter Knaller in Singapur ist eine Art Gemeinschaftsplatz im Herzen Chinatowns. Fast jeden Abend werden von den begeisterten Einheimischen unterschiedlichste, aber mit Sicherheit nicht traditionelle Tänze getanzt. Von lateinamerikanischen Rhythmen über Disco Fox, bis hin zu eindrucksvoll schrittsicheren asiatischen Cowboys werden alle Wünsche bedient. Direkt nebenan spielen die etwas betagteren (vermutlich ab 75), ausnahmslos männlichen Singapurer in traditioneller, aus unerwartet kurzer Sporthose, Plastikschlappen und feinem Hemdchen bestehender Spielkleidung mit großem Eifer chinesischen Schach. Wobei die beiden Kontrahenten scheinbar von mindestens vier nicht minder konzentrierten Beobachtern umringt werden müssen, damit es sich um ein offizielles Aufeinandertreffen handelt. Wenn wir von einem unschönen Erlebnis mal absehen, bei dem Marie ein zum Glück noch ausreichend verpacktes Geschlechtsteil präsentiert wurde (was vielleicht aber auch nur ein etwas ungeschickt angegangener Flirtversuch war), fühlt man sich in Singapur so sicher wie sonst eigentlich nirgendwo (dagegen ist Panama-Stadt ein wahrer Hort des Bösen). Natürlich vorausgesetzt man hält sich an die vielfältigen Regeln der außerordentlich strengen Regierung, um wahnwitzig hohen Bußgeldern und der Prügelstrafe zu entgehen, wo man nur kann. Das Radeln in Unterführungen kann schon mal 2000 Dollar kosten. Aber man muss wirklich anerkennend staunen, wie einträchtig so unterschiedliche Kulturen auf engstem Raum miteinander auskommen. Für uns hat sich die Vielfalt hauptsächlich dadurch offenbart, dass man sich an einem Tag durch sämtliche asiatischen Küchen futtern kann. Was eigentlich schon einen Besuch in Singapur rechtfertigt. Besonders hilfreich sind einem dabei gigantische "Food-Markets", in denen aus hunderten, vier Quadratmeter kleinen Fressbuden alles mögliche feilgeboten wird, was das kulinarische Herz begehrt. Nachdem wir die Grenze zu Malaysia erfolgreich mit dem Bus überquert hatten (unser Busfahrer hatte zum Glück einen zu mehr als drei Vierteln gefüllten Tank, denn alles andere ist hochgradig illegal), kamen wir in einem im Vergleich zu Singapur ziemlich unordentlichen Kuala Lumpur an, und schnupperten endlich mal wieder die nächtliche, vertraut unsichere Luft im Umkreis von Busbahnhöfen. Eigentlich wollten wir über den Landweg nach Thailand weiterreisen - und hätten so auch noch ein bisschen mehr von Malaysia gesehen als dessen eher unschöne Hauptstadt -, aber das Auswärtige Amt warnte uns in letzter Minute eindringlich vor der scheinbar terrorgeplagten Grenzregion und wir mussten uns nach einem Flug umschauen.




Singpaur_Malaysia

01.08.2012

Neuseeland Südinsel, 19. - 29. 07

Nachdem wir mit samt unserm kleinen Zuhause - dem sogenannten Britz - mit der äußerst komfortablen und im Vergleich zu südamerikanischen Ländern streberhaft überpünktlichen Fähre übergesetzt waren, setzten wir unsere Inselerkundung mit gewohnter Hartnäckigkeit fort. Auch wenn uns so langsam vielleicht doch dämmerte, dass wir uns grenzwertig viel vorgenommen hatten. Das erste Bild zeigt wie konzentriert und verbissen der erste Straßennavigator M. Fischer schon während der Schifffahrt die gewundenen Straßen studiert, um ein möglichst reibungsfreies Fortkommen garantieren zu können. Innerhalb weniger Tage kann man auf der nun wirklich nicht mit spektakulären Naturerscheinungen geizenden Südinsel einen ganzen Haufen völlig unterschiedlicher Eindrücke sammeln. Gerade noch in den tiefen Schlund einer gigantischen Karsthöhle starrend (wobei wir tierisch aufpassen mussten, wegen der fiesen Eisschicht auf den Steinen nicht direkt in die Tiefe zu rutschen), befindet man sich im nächsten Moment an einem der endlosen Strände (auf tasmanischer Seite mit wirklich eindrucksvolle Wellen), steht mir nichts dir nichts vor nach österreichischen Kaisern benannten Gletschern, die penetrant von mehreren Tourihelikoptern umkreist werden oder paddelt in gestreifter Robin-Hood- Unterhose durch eine schon fast wahnwitzig schöne Fjordlandschaft. Man kann eigentlich nur zu dem Ergebnis kommen, dass das Land ein Hammer ist. Nach über 5000 km auf dem Buckel und einer verwirrenden Anzahl an Eindrücken in unsern Köpfen, gaben wir unsern kleinen Britz schließlich in Christchurch ab. Erschreckenderweise hat die Stadt noch immer heftig an den Folgen des Erdbebens im letzten Jahr zu knabbern. Ganze Viertel sind nicht mehr bewohnbar, Flüsse über die einstigen Ufer getreten, Brücken verbogen und fast die ganze Innenstadt unzugänglich. Trotzdem war es erstaunlich zu sehen, wie einfallsreich und gut gelaunt die Neuseeländer den Wiederaufbau anpacken. Für den letzten Tag hatten wir uns dann noch ein ganz besonderes Schmankerl vorgenommen, das eigentlich - vor allem in der dafür günstigen Winterzeit - zum Pflichtprogramm eines gewissenhaften Neuseelandtouristen gehört. Und obwohl sich bei "Whalewatching" durchaus die ein oder andere Stirn runzelt und man sich fragen kann, ob das ganze so naturverbunden ist, wie es daherkommt, war der Ausflug wirklich beeindruckend, auch trotz einer ziemlich rauen See. Gespannt konnten wir mitansehen, wie Pottwale (heißen hier auch "Sperm Whale" zu deutsch Spermienwal, weil irgendein Zoologieheld auf die Idee kam, dass die Flüssigkeit im Kopf der Tiere der Fortpflanzung diene) eine scheinbar genau vorgegebene Anzahl Atemzüge nehmen und dann in die Abgründe des Ozeans abtauchen, um mit Riesenkraken zu ringen (ein Bild zeigt die Narben am Kopf des Spermienwals). Außerdem bekamen wir eine ganze Hundertschaft Delfine zu sehen, die, als ob sie nur darauf gewartet hätten, auf unser Boot zustürzten, wild um uns herumtollten und diesmal auch endlich - wie man es wohl erwarten kann - ihre artistischen Sprünge zum besten gaben. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten - und kurz bevor die ersten sich hätten schlußendlich erbrechen müssen -, wartete sogar noch eine, diesmal völlig kostenfreie zoologisch wertvolle Erfahrung auf uns. Wir saßen am Strand und vertrieben uns die Zeit bis zum nächsten Bus, als wir erst nach einiger Zeit bemerkten, dass sich genau neben uns bereits ein Seelöwe niedergelassen hatte und genüßlich in der Nachmittagssonne lag, und uns bei mehreren Gähnattacken seine unerwartet beeindruckenden Zähnchen zeigte. Wenn man die Bilderserie samt Berti und Seelöwe genau betrachtet, sieht man eine verblüffende Ähnlichkeit typischer, natürlicher Verhaltensweisen am Strand, die vermutlich in allen Säugetieren gleichermaßen verwurzelt sind. Ach so, das haben wir ganz vergessen. Durch einen kleinen Ausparkfahrfehler in ganz und gar nicht anspruchvollem Terrain, blieb unser Britz mit dem Hintern in einem Graben stecken. Obwohl wir uns mitten im Nirgendwo befanden tauchte glücklicherweise eine glücklicherweise reichlich übergewichtige und äußerst hilfreiche Familie auf, die uns dann tapfer mit Bärenkräften half, uns aus peinlicher Lage zu befreien. Wenn man die Stelle sehen würde - wir haben extra keine Bilder gemacht - müsste man zu dem Schluss kommen, dass Vollidioten (besser ein Vollidiot) am Werk gewesen waren.




Neuseeland_Suedinsel

20.07.2012

Neuseeland Nordinsel, 10. - 19.07

In Auckland angekommen, holten wir unsern kleinen asiatischen Campervan ab (zur Abwechslung bekamen wir ein besseres Fahrzeug als erwartet) und machten uns, nachdem wir die Stadt von einem der mit zahlreichen Schafen bestückten Hügeln betrachtet hatten (deshalb sind Schafe bezeichnenderweise auch auf unsern ersten Fotos aus Neuseeland), auf den Weg die Nordinsel zu erkunden. In einer gigantisch langen (2500 km) Schleife fuhren wir bis hoch zum nördlichsten Punkt und dann, wieder vorbei an Auckland, bis hinunter zur selbsternannt "coolsten kleinen Hauptstadt" Wellington. In den ersten Tagen hatten wir noch ausgesprochen gutes Wetter - und dachten eigentlich auch, dass das so bleiben würde -, was die ganze Neuseelandnaturkulisse noch grandioser machte, und wir uns schon gar nicht mehr wunderten, wenn ganze Scharen von Delfinen direkt neben uns im kristallklar kalten Wasser auftauchten und im Vergleich zu den neugierig, ja fast schon penetranten kalifornischen Seehunden (besonders ein Exemplar, genannt Robbie) ein wenig hochnäsig ihre Bahnen zogen, ohne sich viel um uns zu scheren. Leider hatte sich das Wetter im Laufe der Tage erheblich verschlechtert und von ganzen Regionen haben wir praktisch nichts zu Gesicht bekommen. Zumindest machte uns aber der Geruch darauf aufmerksam, dass wir uns in einer vulkanisch höchstaktiven Zone befanden. Außerdem fanden wir das scheinbar bewusst schlecht ausgeschilderte, einzige öffentliche "Thermalbad" und konnten uns nach einer kleinen halbnackten und frosteligen Wanderung völlig umsonst in einem mollig warmen Waldbach aalen. Eindrucksvollerweise riechen unsere Klamotten nach diesem geothermischen Badespaß selbst nach intensiver Wäsche noch immer nach Schwefel, sprich nach Furz. Da es dem neuseeländischen Verkehrsministerium scheinbar großen Spaß bereitet, ihren Straßen plakative Namen zu geben, hatten wir geplant über den Forgotten World Highway auf den Surf Highway zu gelangen. Nachdem wir die ersten Kilometer noch mit einem süfisanten Lächeln zurückgelegt hatten und zuerst die Anzahl Schafe und dann der allgemeine Wildnisindex exponentiell anstiegen waren, wurde uns klar, dass sich hier nicht nur Hase und Igel gute Nacht sagen, sondern ernsthafte Naturgefahren unser Weiterkommen auf eine harte Probe stellen würden. Hinter scheinbar jeder Kurve lauerte ein neuer Steinschlag, umgeknickter Ast oder Erdrutsch, in jeder Senke mussten wir tiefere Fluten durchfahren. Und schließlich mussten wir aufgeben, weil riesige Erdmassen uns den Weg versperrten. Als wir dann auf einer nicht minder abenteuerlichen Ausweichroute wieder Radioempfang hatten, wurde berichtet, dass es keine Behinderungen auf den Straßen geben würde, und wir wussten, zum einen, dass das eine Lüge war und zum anderen, dass die Natur einem ganz schön in die Suppe spucken kann. Vor allem in der Forgotten World. Abschließend kann man sagen, dass selbst die Nordinsel die allgemeine Lobhudelei um Neuseeland schon allemal rechtfertigen kann, und, dass Wellington wohl mit Abstand das beste Museum in der ganzen Welt besitzt und Neuseeländer, obwohl man sie aufgrund erheblichen Inseldialekteinschlags eigentlich oftmals genau so gut oder auch schlecht versteht wie die meisten muttersprachlich geprägten Panamaer, ein wirklich nettes Völkchen sind. Übrigens ist Campen entgegen einschlägiger Internetforen durchaus auch im Winter erträglich, auch ohne die ganze Nacht den Motor laufen zu lassen. Die Notfallthermounterwäsche kommt wohl erst im Fjordland zum Einsatz.




Neuseeland_Nordinsel

15.07.2012

Kalifornien und Nevada, 18.06 - 08.07

Nachdem sich unsere kleine Reisegruppe leider doch wieder aufgelöst hatte, mussten wir uns erneut in unser gewohntes, von öffentlichen Verkehrsmitteln (was in den USA erwartungsgemäß etwas komplizierter ist, als in den meisten anderen Ländern - aber man lernt äußerst gebildete Obdachlose kennen und kann seine Spanischkenntnisse auffrischen) und günstigen Herbergen geprägtes Nomadenleben begeben. Los Angeles hat leider in letzterer Hinsicht recht wenig erfrischendes zu bieten, und wenn man überhaupt mal ein Hostel gefunden hat, muss man ein winziges Zimmer samt zwei Stockbetten mit Chris und Adriano (Namen sind frei erfunden) teilen, die sich schon seit Monaten und Jahren dort eingenistet haben. Und das einschließlich Flachbildschirm, gigantischer Stereoanlage, gesamtem Hausrat und Bodyboardpokal. Da uns das Zimmer aber immer noch nicht ausreichend ausgelastet und unsere Reise noch nicht mühsam genug vorkamen, haben wir uns kurzerhannd noch ein zweites Surfbrett gekauft, das wir seit dem mit uns herumschleifen müssen. Dank der herzlichen Gastfreundschaft einheimischer Freunde (vielen Dank nochmal Bud und auch Will, und Duke), hatten wir die Möglichkeit, der Großstadt zu entfliehen und unser Quartier für ein paar Tage im resortähnlich anmutenden, nur einen Steinwurf vom Strand entfernten Blue Dolphin Drive Ecke Surfside nördlich von Los Angeles aufzuschlagen. Hier konnten wir einem ziemlich authentischen kalifornischen Kleinstadtleben beiwohnen und unsern Wüstentrip nach Nevada vorbereiten. Als Ausgleich für unsere dann doch ganz schön beharrliche Anwesenheit, kümmerten wir uns um den chronisch unterforderten, ADHS erkrankten Husky und versuchten mit mäßigem Erfolg, verschiedenste Tricks des Hundeprofis anzuwenden. Wenn man nach Las Vegas geht, muss man maßgeblich drei Dinge beachten: 1. unter der Woche eines der gnadenlos reduzierten, aber trotzdem luxuriösen Hotelzimmer beziehen, 2. kaum bis überhaupt nicht Spielen (rückblickend waren wir wirklich die absoluten Anti-Vegas-Touristen) und 3. (für den Fall, dass man mit dem eigenen Auto unterwegs ist) im Bereich von Gefängnissen, die mutterseelenallein in der Wüste stehen, "keine Anhalter mitnehmen", auch wenn sie noch so vertrauenswürdig in ihrer gestreiften Kleidung dastehen und den Daumen in die Luft halten. Natürlich hatten wir neben unserer verhaltenen Spielerei auch noch genügend Zeit, das Death Valley in Angriff zu nehmen und sind in unserem kleinen, klimatisierten Fiat 500 (wird im amerikanischen Straßenverkehr kaum wahrgenommen) durch das von Hitze gebeutelte Tal geflitzt und haben unsere angenehme Fahrgastzelle nur in den seltensten Fällen für das ein oder andere Foto (ich küsse nicht Boden, sondern decke meinen Salzbedarf) oder die ein oder andere Verletzung an den spitzen Steinen (nieder mit den Flip-Flops als Wanderschuhersatz) verlassen. Bevor wir uns dann für die letzten Tage wieder in Strandnähe und aus Kostengründen nicht im versnobten Santa Barbara niederließen (wir suchten uns gezielt ein Motel im Umkreis von Prostitution und Drogenhandel), hatten wir noch die einmalige Möglichkeit die X-Games in Los Angeles zu besuchen, wo sich die Weltelite der Extremsportarten alljährlich trifft und diverse halsbrecherische Kunststückchen zeigt. Leider mussten wir wirklich endlos über das Festivalgelände irren, um unsere Karten vom "Will Call" zu beschafften, weil es ausländischen Besuchern nicht gestattet ist Tickets online auszudrucken. Komischerweise, und das passt nach europäischem Verständnis nicht so ganz zu alternativen Veranstaltungen, war die US Navy einer der "Hauptsponsoren" (eigenes Geld werden die ja wohl eher nicht haben) und veranstaltete affige Klimzugwettkämpfe für das ausnahmslos begeisterte Publikum. Wahrscheinlich konnte man sich, noch euphorisiert vom gerade aufgestellten Rekord, im Zelt um die Ecke direkt für den nächsten Auslandseinsatz einschreiben. Zuletzt beweisen die Bilder ganz eindeutig, dass das bei uns eher verpönte Kickboard (heißt hier sinnvollerweise einfach Scooter), mit dem sich gewohntermaßen eher Vorschüler und junggebliebene Yuppies abgeben, mit Sicherheit eine der nächste großen Überraschungen in der Extremsportwelt sein wird.
So, damit ist das letzte Kapitel auf dem amerikanischen Doppelkontinent beendet und wir begeben uns über Fidschi (wo wir leider nur so lange bleiben, um kurz der Begrüßungsmusik für nicht Transitreisende lauschen können) nach Neuseeland für einen epischen Winterroadtrip in einem wohl außergewöhnlichen Land. Bis bald.




Kalifornien_Nevada

04.07.2012

Roadtrip Kalifornien, 04. - 18.06

Um unserer häufigen, selbstauferlegten Zweisamkeit dann doch mal wieder zu entfliehen, haben wir eben diese gegen einen zweiwöchigen Doppelpärchenwohnmobilroadtrip durch Kalifornien eingetauscht, und sind durch einen Bundesstaat gegondelt der neben Todesstrafe, medizinischem Marihuana (erhältlich mit entprechendem vom Arzt des Vertrauens verschriebenem "Rezept") und freundlichen Menschen, auch einen ganzen Haufen an Naturschauspielen zu bieten hat, die selbst gestandene Naturliebhaber mit hohen Erwartungen problemlos überzeugen können. Endlos einsame, wilde Küstenabschnitte, zankende Jungseeelefanten, kletterfreudige Küstenhirsche und natürlich der Ehrfurcht einflößende Gesteinstempel Yosemite, sind nur einige Highlights des nordamerikanischen Westküstenabschnitts, den wir mit einem für deutsche Vorstellungen ungewöhnlich riesigem, für amerikanische Ansprüche wohl eher fliegenhaft kleinem Wohnmobil (heißt hier Recreational Vehicle, was zumindest während der Parkplatzsuche dieser Definition auf keinen Fall entspricht) erkunden konnten. Obwohl der Programmpunkt Hollywood in atemberaubend schnellem Tempo abgehakt wurde (und trotzdem keine Minute zu wenig), konnten wir uns schon mal darin üben, touristische Sehenswürdigkeiten im amerikanischen Stil direkt aus dem Auto heraus zu observieren, was vor allem mit einer roten USA-Mütze (samt Adler und Rennstreifen) und einer Kamera um den Hals wohl auch absolut legitim ist. Dann wird einem sogar verziehen, dass man wegen seinem mobilen Appartement die eher kleinen und gewundenen Straßen hinauf bis zum Hollywood-Schriftzug in beiden Richtungen blockiert und lange Streckenabschnitte zurücksetzen muss. Da selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten "wildes Campen" nicht so ganz legal ist, hat es uns nicht übermäßig verblüfft, als wir gleich in der ersten Nacht ein bisschen unsanft, aber trotzdem unerwartet höflich mit "Hello Sir, United States Park Ranger" aus dem Schlaf gerissen wurden, als wir, um eine gute Ausrede parat zu haben, genau neben dem Eingang eines Nationalparkcampingplatzes nächtigten (mit unerhört hohen Stellplatzpreisen). Der gute Mann ließ sich aber mithilfe der Begründung überzeugen, dass sämtliche Insassen zu betrunken und damit jeglicher Fahrtüchtigkeit beraubt seien, was sicher durch unbebrillt zusammengekniffenen Augen, ein eher unbekleidetes Äußeres und eine endlos lange, hektische Fummelei an der mehrfach gesicherten Wohnmobiltür unterstrichen wurde. Leider hat uns diese Erfahrung unnötigerweise etwas eingeschüchtert und die Suche nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten psychologisch erschwert. Wir haben natürlich auch tapfer versucht, die ein oder andere Welle zu reiten, und das trotz Wassertemperaturen, die selbst mit Neoprenanzug teils kaum auszuhalten waren, nervige Algen ihren glibberigen Griff um unsere Füße legten, und einen titanenhafte Seehunde sowie - natürlich besonders nervig - herumtollende Delfine von der nötigen Konzentration abhielten, um die kräftigen Pazifikwellen zu überstehen. Verständlicherweise haben wir aber gekniffen, als eine der weltweit größten Populationen Weißer Haie durch eine zuvorkommende Infotafel angekündigt wurde. Falls jemand vorhat, die Golden Gate Brücke stadteinwärts zu überqueren, man kann die anfallende Gebühr - und das in einem Land, in dem für ein Bund Basilikum die Kreditkarte gezückt wird - ausschließlich bar bezahlen. Natürlich lohnt es sich dennoch, auch wenn man nicht zu den ausgewiesenen Großstadtliebhabern gehört, San Francisco einen Besuch abzustatten, vor allem, wenn man dank der Unterstützung alteingessesener Franziskaner wirkliche Geheimtipps zu sehen bekommt und in der ältesten Bar der Stadt, dem Saloon, zu Hillbillytönen das Tanzbein schwingen kannn während im Block gegenüber eine Bombendrohung stattfindet. Leider hatten wir für den Yosemite Nationalpark nicht mehr ganz so viel Zeit - die Küste hatte uns zu sehr gefesselt -, aber immerhin konnten wir eine Nacht auf einem traumhaften Waldcampingplatz verbringen (einschließlich klassischem Holzsammeln, Grillen und einer ständigen Furcht vor gefräßigen Bären, die ungeachtet der vorschriftsmäßig gut gesicherten Lebensmittel ihr Unwesen treiben), um am folgenden Tag durch das vierspurig ausgebaute Autowanderbahnnetz zu gleiten und die eindrucksvolle Naturkulisse sowie die kaum zu fassende amerikanische Faulheit zu bewundern. Nach abschließenden Päarchenbildern am besten Aussichtspunkt, dem Glacier Point, ging's dann wieder in Richtung Los Angeles, um uns noch ein bisschen in der Sonne zu aalen und unser Gefährt wieder "entdumpt" und mit aller Mühe gereinigt - aber leider etwas zu spät - zurückzugeben.




Kalifornien_Kueste
Yosemite

22.06.2012

Panama-Stadt, 28.05 - 04.06

Da wir nochmal eine ganze Woche in der Hauptstadt verbrachten, kamen wir endlich auch auf die Idee, Schwarzweiß-Bilder der Stadtansicht zu machen. Und sogar noch besser, wir fanden die Kantine der restaurierungsbedingt großen Zahl Arbeiter im Altstadtbereich des pflegebedürftigen Weltkulturerbejuwels, was unserer Reisekasse wie auch unserer Ernährung ziemlich gut getan hat (außer als die sagenhaft mutige Marie die panamaische Kuttelinnereienversion probieren musste). Als letzte Großaktivität in Panama haben wir noch die küstennahe Insel Taboga besucht, die den städtischen Panamaern als idyllischer Anlaufpunkt dient, um sich am Wochenende heftig zu betrinken, nachdem große Mengen Bier erfolgreich an den auch auf dem Landungssteg der Insel konzentriert anwesenden Sicherheitskräften (diesmal Angehörige der Marineluftwaffe samt einem völlig verfetteten "Drogenspürhund") vorbeigeschmuggelt wurden. Das war irgendwie nicht ganz legal (warum auch immer), führte aber bei Erfolg dazu, dass man mit mindestens zwei Dosen Bier in den Händen hüfttief im lauwarmen Meerwasser stehen konnte, um sich darüber zu freuen, dass der eigene, zunehmend alkoholisiert schwankende Körper dank des Wassers kaum ausgleichende physische Aktivitäten zu verrichten hat. Reichere Panamaer kamen zwar zu dem gleichen Resultat, aber mit der eigenen Yacht zur Insel, um sich von ihren zuvorkommenden Schiffsjungen die Cocktails mithilfe kleiner Plastikschwimminseln direkt ins Wasser liefern zu lassen.




Panama_Stadt_2

03.06.2012

Santa Catalina, 21. - 28.05

Um der Großstadt zu entfliehen sowie unsere Surfkenntnisse zu vertiefen, waren wir für eine Woche in Santa Catalina, einem kleinen Örtchen an der Pazifikküste, der zwar zu den top Strand- und Wellenreitdestinationen Panamas gehört, aber trotzdem ausgesprochen wenig erschlossen ist und ziemlich schnucklig daherkommt. Wir konnten unser Lager glücklicherweise auf einem kleinen Hügel direkt in Strandnähe aufschlagen, und waren deshalb in der Lage, stets ein Auge auf die Wellen zu werfen, um uns bei günstigen Bedingungen umgehend ins Wasser zu schmeißen. Und das hat, im Vergleich zu diversen Versuchen in Costa Rica, auch ziemlich gut geklappt. Als vorübergehende Surfer hatten wir neben der wirklich süchtig machenden Betätigung im tropisch warmen Wasser und den üblichen, lebenserhaltenden Maßnahmen, natürlich nicht besonders viel zu tun. Deshalb gibt's auch nicht so viel zu berichten. Außer dass manche Quallen am Hals ganz schön brennen können, Mutterskorpione ihre Kleinen vorbildlich auf dem Rücken transportieren (aber Gefahr laufen, von besorgt erbarmungslosen Gärtnern mit Chlor umgebracht zu werden), Hunde den Strand eigentlich noch inniger genießen können als wir, man während der Krabbensaison die Tür nachts mit größter Vorsicht zu öffnen hat, auch riesige Meeresschildkröten irgendwann sterben und ihre leblosen Körper als vermeintliche Krokodile im seichten Wasser ihr Unwesen treiben, Babykatzen sich ohne unsere Hilfe an Hängematten selbst strangulieren können (wir gehen davon aus, dass es kein Suizidversuch war), und dass gerade blonde, große Mädchen (aber nicht Marie) gerne von Gemüsehändlern, die ihre Ware direkt vom Auto aus anpreisen, gerne mal übers Ohr gehauen werden. Außerdem waren wir noch bei der größten Stadtparty des Jahres dabei, was ziemlich witzig war, aber aufgrund der auffällig blond exotischen - und auch sonst natürlich ausgesprochen hübschen - Erscheinung Maries, zu unschönen Eifersuchtsszenen führte. 




Santa_Catalina

30.05.2012

Panama-Stadt, 14. - 21.05

Da die Hauptstadt ein historisches Viertel mit Weltkulturerbestatus besitzt, ließen wir uns in ehrwürdig heruntergekommener Kolonialatmosphäre nieder, in dem Viertel Casco Viejo, das gerade wieder renoviert und aufgewertet wird (Kenner sprechen hier von "Gentrification", was auch bedeutet, dass die armen Schlucker aus den Häusern gejagt werden). Unglücklicherweise, ist genau neben diesem Altstadtschmankerl eines der gefährlicheren Viertel der Stadt, das man hier von offizieller Seite ganz unplakativ als "Rote Zone" bezeichnet. Nachdem uns mehrere, unabhängige Passanten zunehmend energisch darauf aufmerksam gemacht hatten, dass wir uns auf einer ungeplant abenteuerlustigen Stadtbesichtigung befinden würden, legten wir den Rest der Strecke dann doch lieber im Taxi zurück, und schauten eingeschüchtert rehartig aus den halbverdunkelten Fenstern des Fahrzeugs. Dieses relativ nahe Gefahrenpotenzial ist wohl auch der Grund, warum selbst für lateinamerikanische Verhältnisse eine ungewöhnlich hohe Anzahl von oftmals schwer bewaffneten "Sicherheitsleuten" (im weitesten Sinn, gibt ja hier ein Gewirr unterschiedlicher Gruppen) durch die betagten Straßen patrouilliert, was bei den schutzbefohlenen Besuchern ein etwas zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Es gibt so viele davon auf den Gassen, dass sich aus diesen Ansammlungen spontan durchaus kleinere und auch größere Paraden entwickeln - obwohl manchmal unklar ist, wo plötzlich die ganzen Instrumente herkommen -, die vermutlich aus der hohen Konzentration gebündelter Langeweile zwangsläufig resultieren. Ein absolutes Muss des gepflegten Tagestourismus mit Panama-Stadt als Ausgangspunkt ist natürlich der Panamakanal, auch wenn, wie es Marie formulieren würde, es hauptsächlich darum geht, dass ziemlich große Schiffe für viel Geld durch verhältnismäßig klein erscheinende Schleusen fahren. Aber dank der Beharrlichkeit anderer, mit mehr technischer Begeisterungsfähigkeit ausgestatteter Ausflugsteilnehmer warteten wir, bis sich die richtig großen Kutter und sogar ein gigantisches Kreuzfahrtschiff durch das Nadelöhr zwängten, und wurden belohnt mit dem Anblick ausgelassener Pensionisten (sehr viel ausgelassener als zwei blinde Passagiere im Rettungsboot), mit denen fröhlich und wirklich ausgiebigst hin und her gewinkt wurde, bis uns die Arme schlaff von den Schultern hingen. Jedenfalls sind wir mittlerweile absolute Spezialisten darin, anstatt für 20 Dollar, für lediglich 35 Cent mithilfe lokaler Busse zu den Touristenattraktionen zu kommen. Was im Falle des Panamakanals aber die Gefahr beinhaltet, während eines kleinen Spaziergangs mit der möglichen "Präsenz von Krokodilen" rechnen zu müssen. Ein weiterer Trick um die teils touristenbedingt teuren Taxis zu vermeiden ist, während der zahlreichen Schichtwechsel der Sicherheitsleute am Rande gefährlicher Viertel scheinbar ängstlich unwissend und unentschlossen hermuszustehen, was dazu führen kann, völlig umsonst von den sympathischen Beamten mitgenommen zu werden.




Panama_Stadt

Bocas del Toro, 03. - 14.05

Nach der kräftezehrenden Besteigung entschieden wir uns gegen weitere, eigentlich geplante Wanderabenteuer in Costa Rica und machten uns auf direktem Weg auf nach Panama. Die Grenze musste zu Fuss überquert werden, was, sofern man keine qualmende Zigarette zwischen den Mundwinkeln klemmen hat, auch kein großes Hindernis ist (und man kann vermutlich auf die anscheinend zwingend notwendigen, vorab von einem "Offiziellen" erworbenen Aufkleber für den Reisepass verzichten). Zwei relativ ereignislose Tage in der eher unspannenden, trotzdem aber charmanten Stadt David dienten maßgeblich dazu, unsere Reiseenergiereserven wieder aufzufüllen, um danach eines der panamaischen Highlights zu besuchen, Bocas del Toro. Da uns die "Hauptinsel", auf der man zwangsläufig erstmal strandet, zu überlaufen war, verkrümelten wir uns fluchs mithilfe eines der zahlreichen Bootstaxis (eigentlich ist jedes Boot irgendwie auch ein Taxi) auf die eher abgelegene Insel Bastimentos, die zwar keine einzige Straße, dafür aber wirklich karibisches Flair besitzt. Hier wohnt eine fast ausschließlich schwarze Bevölkerungsgruppe mit ganz eigener Kultur und sogar Sprache. Trotzdem ist es möglich ausnahmslos jeden Morgen bei einem deutschen Hostelbesitzeraussteigerpäarchen feinstes Müsli und endlich mal wieder richtiges, frisches Brot zu vertilgen, das einem nach geraumer Abstinenz einmal mehr den eher ruppig deutschen Charakter vor Augen geführt (vor allem amerikanische Touristen haben vermutlich Schwierigkeiten die Belehrungen bei möglichen "Regelverstößen" richtig zu deuten). Obwohl es sich eine penetrante, tropische Nachtigallversion und später einstimmende Nachbarhühner nicht nehmen ließen, uns jeden Morgen etwas zu früh unter unserem Bananenblattdach aus den Träumen zu reißen, hatten wir trotzdem noch genug Energie zahlreiche Schnorchel-, Kayak- und Wandertrips zu unternehmen. Die Bilder zeigen einen kleinen Ausschnitt der Vielfalt unter Wasser, und neben den üblich farbenfrohen Fischen, Korallen, Schwämmen und Seesternen kann man hier außerdem Krebse bewundern, die sich mit Schwämmen tarnen sowie Krebse, die sich "tarnen", indem sie aussehen wie große Unterwasserspinnen, und nicht zu vergessen, die "Up-Side-Down"-Qualle, die falsch herum auf dem Meeresboden liegt, trotzdem quallenartig strampelt, als würde sie wie ihre Artgenossen schwerelos durch die Ozeane ziehen, aber keinen Zentimeter Strecke macht. Außer dass Vögel auch nachts ein teilweise großes Mitteilungsbedürfnis besitzen, führten uns die Nächte auch noch vor Augen, dass es vielleicht doch nicht so klug ist, als Einwanderer samt Frau und Töchterchen eine Herberge auf isolierten Inseln mit fremder Kultur zu eröffnen, an die man sich offenbar auch nicht unbedingt anpassen will (vor allem gefährlich, wenn man gerne viel Alkohol trinkt). In einer Nacht hat sich das englisch-panamaische Hotelbesitzerpäarchen derart in die Haare bekommen, sich angeschrien und was auch immer für Gegenstände auf sich geworfen, dass wir nicht mehr schlafen konnten, wirklich Angst hatten, jemand könnte sich ernsthaft verletzen und dann doch irgendwie wieder froh waren, die Insel zu verlassen. Außerdem hatten wir ein schlechtes Gewissen, als wir anderen Reisenden das Hotel wegen der anderen, zweifellosen Vorzüge empfahlen, und hoffen noch immer, dass keine Fremden Opfer einer "Familientragödie auf Karibikinsel" geworden sind. Die Rückreise zum Festland lehrte uns außerdem, dass Schilder, die einem weismachen wollen, dass in Kürze "routinemäßig" Ungezieferkontrollen anstehen, einem eigentlich mitteilen wollen, dass das Gebäude bereits vollkommen verseucht ist und man schleunigst das Weite suchen sollte. Vor allem, wenn eine auffällig hohe Dichte an Reinigungskräften versucht, eher unauffällig mit Putzutensilien durch die Gänge zu huschen. Zum Glück bekamen wir unser Geld ohne allzu große Protestanstrengungen wieder und konnten noch rechtzeitig fliehen, bevor die ganze kakerlakenverseuchte Bude in sich zusammenfiel.




Bocas_del_Toro

07.05.2012

Cerro Chirripó, 29.04 - 03.05

Da wir langsam genug hatten vom chronisch heißen, von Feuchtigkeit geschwängertem Strandidyll, und da sich wieder der trekkingfixierte Outdoorabenteurer in uns meldete, machten wir uns auf den Weg in Richtung der wolkenverhangenen, nebelwaldig kühlen Höhen der zentralen Bergketten, um uns dem höchsten Berg Costa Rica's zu nähern, dem Cerro Chirripó. Auf der Strecke dorthin überquert man übrigens mit 3300 m ü.M. den höchsten Punkt der Panamericana zwischen Alaska und Feuerland, während der Busfahrer sein Können in ausgefeilter Stotterbremstechnik zum Besten gibt und dichteste Nebel-/Wolkenschwaden das Sonnenlicht so sehr abschirmen, dass man sich wundert, wie dort überhaupt so übereifrig Photosynthese betrieben werden kann. Als erfahrene Bergwanderer klassischen Stils, übernachteten wir zwei Nächte in San Gerardo auf 1300 m ü.M., um die Produktion unserer roten Blutkörperchen in Gang zu bringen. Die Tage verbrachten wir damit im nahen Fluss zu planschen, dem ruhigen Dorfleben in alpiner Kulisse beizuwohnen und uns theoretisch als auch praktisch auf die kommende Tour vorzubereiten. Um vier Uhr in aller Hergottsfrüh marschierten wir dann also los und machten an jeder Kilometermarkierung Bilder von Marie, um leichte Schwankungen physischer wie psychischer Leistungsfähigkeit schnell zu detektieren (die komplette Bilderreihe ist leider nicht über den Blog verfügbar). Insgesamt mussten 16 km (und nicht 10 km, wie uns ein nun verhasster Reiseführer vorlog) und ganze 2100 Höhenmeter überwunden werden, um das Basiscamp auf 3400 m ü.M. zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Expeditionsgruppen, verzichteten wir auf die Hilfe von Sherpas und Packpferden, was unserer Vorstellung puristischer Bergwanderei zutiefst widerspricht. Nach einer unterschiedlich erholsamen Schlafphase, die aufgrund totaler Erschöpfung schon weit vor Einbruch der ohnehin ziemlich früh anbrechenden Dunkelheit begonnen hatte (zudem gab's da oben auch nicht allzu viel zu tun), machten wir uns samt Stirnlampe und Schokokeksen um drei Uhr früh (um auch ja den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben) mit einigen wenigen anderen Idioten auf den Weg, auch noch die letzen 5 km bis zum Gipfen auf 3820 m ü.M. hinter uns zu bringen. Nach einigen Kilometern musste Marie leider aufgeben, denn die Höhe und eine schlechte Nacht hatten ihren Körper derart geschwächt, dass an eine glimpfliche Besteigung nicht mehr zu denken war. Man muss trotzdem den Hut vor ihr ziehen. Zum einen gehört wirklich ein Haufen Ausdauer dazu (vor allem wenn man so klein ist), überhaupt bis dorthin gekommen zu sein und zum anderen braucht man viel Mut, die eigenen Grenzen derart tapfer anzuerkennen. Der gemeinsame Abstieg ging zwar sehr viel schneller, war aber für die Beinchen auch keine wirkliche Wohltat, und 42 km an zwei Tagen mit erheblichen Höhenunterschieden haben wirklich ihre Spuren hinterlassen und wir zehren jetzt noch von dem sich nur langsam zurückziehenden Muskelkater. Aber die tiefen, unberührten Nebelwälder mit ihren vielen Vögeln, die unsere Wanderung mit seltsam esoterisch sphärischen Gesängen begleiten, haben auch einen tiefen Eindruck hinterlassen.




Chirripo

06.05.2012

Playa Hermosa, 27. - 29.04

Wieder zurück an der eigentlichen Pazifikküste und bereits auf dem groben Weg in die wenig geliebte Hauptstadt San José - da wir uns von unserer geschätzten Reisebegleitung verabschieden mussten - machten wir, da alle mehr oder weniger begeisterte Reiter sind, noch einen Halt in Playa Hermosa, um den gemeinsamen Aufenhalt gebührend auf dem Sattel ausklingen zu lassen. Bei der herrlichen Tour haben wir schnell gemerkt, dass man eigentlich überhaupt keinen Nationalpark besuchen muss, um die faszinierend vielfältige Natur Costa Rica's zu genießen, und hatten außerdem Gelegenheit Urwalderde auf Gesicht und Arme zu verteilen. Zudem konnten wir sogar eine größere Gruppe der meist nur zu hörenden, riesigen Aras in Ruhe bewundern, die sich direkt über unseren Köpfen niedergelassen hatte und gesellig schnatternd Essensreste herabfallen ließ, um dann effektvoll gemeinsam davonzufliegen.




Playa Hermosa

Montezuma, 25. - 27.04

Montezuma ist eine klassisch neuzeitliche Teilzeithippieenklave, die man, wenn man durch Costa Rica reist, nicht missen sollte. Hier trifft man auf eine außergewöhnlich hohe Dichte an junggeblieben alleinstehenden Frauen, die sich ihren Traum vom eigenen Buchladen verwirklicht haben, zahlreiche Gelegenheiten sich wirklich 100% natürliche Smoothies in den Rachen zu kippen oder bekifft vernebelt von unterschiedlich gefährlichen Wasserfällen in das ebenso getrübte Wasser zu springen und kommt in den hinreißenden Genuss sich von einer französischstämmigen Aussteigerin das Abendmenu (und das war wirklich sehr schmackhaft, nur Marie's Oktopus vielleicht etwas zu kühl) in gebrochen englischer - wie wir vermuten - Reimform vortragen zu lassen und dabei den sanften Übergang von seicht dahinscheidendem Sonnenlicht zu flackerndem Kerzenschein wahrzunehmen. Wie ein eigenes Universum schmiegt sich dieser kleine und ziemlich saubere Wohlfühlschmusekosmos an die eher steinig raue Küste und ist zwar meilenweit vom eigentlichen Costa Rica entfernt, lehrt einen aber wieder einmal mehr, dass man wirklich überall mit wirklich allem rechnen muss.




Montezuma

04.05.2012

Santa Rosa, 24. - 25.04

Nachdem wir unserem kleinen Mietwagen, einem sogenannten Bego (Daihatsu), längst illegale Ausflüge über - und das muss man sich bei einem Allradwagen in Costa Rica erstmal auf der Zunge zergehen lassen - vertraglich verbotene Schotterpisten zugemutet hatten, wollten wir das Ganze auf die Spitze treiben und machten uns auf den Weg zu einem extrem abgelegen und selten besuchten Nationalpark (und Nationalsymbol wegen "sehr" bedeutender Schlachten im 19. Jhd.) ganz in nicaraguanischer Nähe, dem Nationalpark Santa Rosa. Nach einer Nacht in einer Grenzstadt, die nicht mit den üblichen, unsympathischen Grenzstadtattributen (häßlich, laut, gefährlich) in Lateinamerika aufwarten kann, ging es zuerst über ein kurzes Stück der Interamericana (die übrigens auch teil der so berühmten Panamericana ist) und dann ohne jedwede beschilderte Kenntlichmachung über Stock und Stein, und das über 25 Kilometer, in Richtung Küste. Nachdem wir eine Ewigkeit über die einspurige Piste holperten, Flüsse durchquerten (was übrigens, und das vielleicht eher verständlich, auch verboten war), die Rangerstation passierten, an die schon keiner mehr geglaubt hatte und hunderte Leguane fast totgefahren hätten, kamen wir schlussendlich an einem der einsamsten Strände in Costa Rica an, der uns mit einem ganz eigenen Scharm, einer außergewöhnlichen Sandzeichnung, zahlreichen pelikanähnlichen (aber kleiner) Vögeln, schräg einfallenden, grün bealgten Gesteinsformationen und der knochigen Hülle eines seltsamen Fischs inmitten des leider selbst hier verbreiteten Strandmülls überraschte.




Santa Rosa

Los Volcanes, 22. - 24.04

Als Nächstes ging's in Richtung Westen, in Richtung zunehmender vulkanischer Aktivität, und obwohl man ja eher die lokalen Familien bei ihren Bemühungen um verschiedenste Touristenströme unterstützen sollte, konnten wir nicht anders, als unserem verlockenden Reiseführer zu gehorchen und uns in El Castillo bei einer englischen Pensionsbesitzern mit wirklich außergewöhnlich schönem Anwesen einzunisten, wo man sich vorkam wie in einem botanischen Garten samt zahlreicher Kolibris, die bekanntermaßen hektisch um die unterschiedlichsten Blüten herumsäuselten. Außergewöhnlich war auch der Whirlpool auf der Terasse, in dem man, weil auf konstante 40 Grad hochgebrüht, für wenige Minuten den Anblick des nahen Vulkans ertragen konnte, um dann eiligst unter die kalte Dusche zu springen. Auf den vereinzelten Pfaden innerhalb einer der notorisch 10 Dollar Eintritt kostenden Nationalparks, sind wir dem Vulkan dann noch ein bisschen näher auf die Pelle gerückt und Berti konnte einer sehr wissbegierigen Marie so allerhand interessante Naturerscheinungen ans Herz legen (siehe Bilderreihe). Leider hörten wir keine der so berühmten und für vulkanisch Unbedarfte verunsichernden Grummelgeräusche des Vulkans (genauso wenig wie nächtlich rote Schimmer) und eigentliches Sahnehäubchen war ein Urwaldbaum von gigantischen Ausmaßen, der auch dem ein oder anderen Mammutbaum die Stirn geboten hätte und zudem problemlos artistisch grazile Hangeleinlagen durch eine Vielzahl von Lianen ermöglichte. Natürlich wird der Effekt dieses Celluloseungetüms durch die kleine Marie im Vordergrund noch zusätzlich unterstrichen, was durchaus beabsichtigt ist. Weitere faunistische Beobachtungen: Schmetterlinge vollziehen auf sehr unromantische, weil ziemliche unnahe Weise den Geschlechtsakt, indem das Männchen das empfangsbereite Weibchen sozusagen besprüht, Frösche sind durchaus in der Lage, und das trotz erheblicher Größe, extremst flach auf Blättern zu dösen, und, es gibt eine Art Baumstachelbiber, der in luftiger Höhe in den Bäumen schläft und dank ausgesprochen guter Tarnung nur mit größtem Glück erspäht werden kann. Außerdem besuchten wir noch den Rio Celeste, der uns mit seinem hellblauen, durch Minerale gefärbten Wasser und zahlreichen schwefelig stinkenden Blubberquellen ziemlch beeindruckte. Wer sich über die alpenidyllischen Bilder zurecht verwirrt fühlt, es gibt in dieser Region zahlreiche Einwanderer, die sich dauerhaft niedergelassen haben und ein Schweizer hat es mit seiner zugegeben etwas paradoxen Heimatliebe nun wirklich auf die Spitze getrieben und ein wahres Imperium samt Restaurant, Bergbauerhöfen und Miniatureisenbahn errichtet. Eigentlich albern, aber wir hatten mal wieder Lust auf was Zünftiges zwischen den Kiemen.




Los Volcanes