29.04.2012

Tortuguero, 19. - 22.04

Nach einer schweißtreibend anstrengenden Busfahrt zurück in die Hauptstadt (in Bezug auf zwei Dinge erkenntnisreich: 1. Laptops, die auch nur für wenige Minuten unbeaufsichtigt in der oberen Ablage brachliegen, werden durchaus mal geklaut - zum Glück waren wir nicht so naiv -, und 2. Motorradfahrer, eine ohnehin schon gefährdete Spezies, leben hier scheinbar noch weitaus unsicherer und auch kürzer als anderswo), bekamen wir vorübergehende Reiseverstärkung für die kommenden, abwechslungsreichen Besichtigungsetappen. Marie's Mutter begleitete uns für die kommenden 10 Tage und wir hatten die einmalige Möglichkeit Costa Rica mit dem eigenen Gefährt zu erkunden. Nach einem von allen als außergewöhnlich lecker befundenen Whopper ging's also Richtung Karibik, und da man die Küstenstadt Tortuguero nicht über den sonst so üblichen Landweg erreichen kann, mussten wir unseren kleinen, vermeintlich geländetauglichen Asiaten auch schon wieder zurücklassen, um mit dem Bootssammeltaxi durch den Jungle zu gleiten, was in Sachen öffentliche Verkehrsmittel wirklich ein absolutes Highlight ist. In den nächsten Tagen erkundeten wir die küstennahen Waldgebiete und haben eine auch für den gestandenen Zoologen erschöpfende Vielfalt an Tierbildern produziert (eine kleine Auswahl ist beigefügt), die beweist, wie vielfältig die Lebewelt in Costa Rica ist. Dass scheinbar hartnäckige und auch unter Einheimischen kursierende Gerücht, dass die Karibik um Längen gefährlicher sei als der Rest des Landes - vermutlich hervorgerufen durch die scheinbar noch immer gängige "Angst vorm Schwarzen Mann" - , hat sich nun wirklich nicht bewahrheitet, und auch die zunehmende Dichte an Menschen mit dunkler Hautfarbe (von geschichtlicher Warte durchaus nachvollziehbar) hat uns nicht weiter irritiert. Achso, lasst euch nicht von dem unendlich schnulzigen Strandbild auf dem Baumsstumpf verunsichern. Das geht auf das Konto eines äußerst aufdringlichen Fotografen, der sich an der Küste herumtrieb und uns auch zu einem sogenannten "Sprungbild" animierte.




Tortuguero

26.04.2012

Dominical, 16. - 19.04

Dominical war die vorerst letzte Station am zentralen Pazifik Costa Rica's. Hier gibt es einen endlosen Strand mit riesigen Urwaldbaumplanken, die zeigen, wie unberührt der Küstenabschnitt ein wenig abseits der ausgetretenen Touristenpfade ist. Außerdem führen einem die Blattschneideameisen wieder einmal mehr vor Augen, was organisiertes Arbeiten in sonst so entspannter Umgebung bedeutet und gerade als Reisender kommt man sich dann etwas träge und faul vor. Das obligatorische Krokodilvorsichtsschild in der Nähe des Flusses, warnt einen vor fiesen Echsenangriffen, hält die Leute aber trotzdem nicht davon ab, ihre Zelte in direkter Umgebung aufzuschlagen. Die meisten Menschen kommen hier her, um sich samt Surfbrett in die beständig heftigen Pazifikwellen zu stürzen. Durch die Erfahrung des ein oder anderen Frankreichurlaubs haben wir uns natürlich auch daran versucht, mussten uns aber meist in Ufernähe aufhalten, um ein ungewollt unsanftes zusammentreffen mit den teils gigantischen Wellenbergen zu vermeiden. Nachdem wir unsere Surfbretter zurückgegeben hatten, mussten wir zudem leider feststellen, dass auch das feine mittelamerikanische Klima, samt ruhiger Arbeitsatmosphäre und meist großer Liebenswürdigkeit, nicht davon abhält ein gieriger Geldgeier und Menschenunfreund zu werden. Denn Sergio, der zuvor so nett zuvorkommende Surfbrettverleihmann, fand, und dass sogar ohne Lupe oder sonstige optimetrische Hilfsmittel, einen feinsten und mit Sicherheit nicht von uns verursachten Haarriss am Brett, für den er frecherweise Reparaturkosten veranschlagte. Aber wir denken im Nachhinein, dass unsere heftig zur Schau getragene Enttäuschung und verbale Gegenwehr, die schlussendlich nur um Haaresbreite an persönlicher Beleidung vorbeischrammelte, sich Sergio's Gewissen ordentlich zur Brust genommen haben. Trotzdem ein irgendwie ungutes Erlebnis.




Dominical

24.04.2012

Quepos, 14. - 16.04

Quepos ist die letzte, wirklich stark touristisch geprägte Enklave an der Pazifikküste, wenn man sich nach Osten bewegt, aber dennoch einen Besuch wert, wegen des kleinsten und soweit wir uns erinnern können auch ältesten Nationalparks Costa Rica's, der sich samt seiner tropischen Waldpracht bis direkt an die Küste erstreckt und allerhand exotisches Getier beheimatet. Leider mussten wir uns an einem Sonntag auf Entdeckungstour begeben und wälzten uns mit zahlreichen anderen, meist von professionellen Führern geleiteten Gruppen durchs Unterholz - was unsere Tierfindungsquote aber deutlich erhöhte. Und so erspähten wir Faultiere, gifitg gelbe Schlangen (leider nicht auf Pixel bannbar), komische Riesenkanninchen, weißgesichtige Affen, einen ganzen Haufen Leguane und konnten uns außerdem an einem wirklich idyllischen Fleckchen Strand in die Fluten schmeißen.




Quepos

19.04.2012

Esterillos, 13. - 14.04



Endlich waren wir Reiten. Eigentlich schon seit langer Zeit auf unserer Checkliste und ursprünglich für die gebirgigen Anden vorgesehen, sind wir eben auf den schier endlosen costa-ricanischen Pazifikstränden entlanggetrabt. Und das auf Pferden, die eine vorzügliche schon fast waldorfmäßige Ausbildung genießen konnten, was hier eher selten ist, denn viele Tourentouripferde werden hier oft nicht besonders nett behandelt. Weil es in der Planung ziemlich konfus zur Sache ging, waren wir ziemlich genau sechs Stunden zu früh in Esterillos, hatten deswegen aber die Gelegenheit großohrige Kühe zu bewundern - scheinbar irgendwelche Kreuzungen - und waren lange genug am Strand, um mit Kokosnussweitwurf zu beginnen. Der Ausritt war toll, nur leider hatte Berti ein Pferd, das sich liebestrunken zu einem anderen Pferd aus dem Team hingezogen fühlte, was die Manövierfähigkeit zeitweilig stark einschränke. Marie's Pferd war super, und wahrscheinlich der Streber der Herde. Weil das amerikanische Pärchen, das auch mit von der Partie war, mit durchgehendem Schritt zufrieden war, mussten und durften wir uns von der Gruppe absondern und ordentlich Kante geben. Als Pausenerfrischungsschmankerl haben wir riesige, frische, von Josef und seiner Machete geöffnete Kokosnüsse ausgetrunken und ganz fein mit den amerikanischen Herrschaften parliert. Falls jemand auf die Idee kommen sollte Unfug auf einem bestimmten Grundstück in Esterillos zu treiben, der wird, wie einen das freundliche Schild informiert, angeschossen. Und sollte man dann unglücklicherweise noch leben, wird nicht etwa die Rettung gerufen, nein, es wird weitergeschossen. Übrigens kommt es nicht nur in Geislingen vor, dass man das Bett mit Marie und einem Hund teilen muss. Das Exemplar hier war jedoch weitaus dreckiger und ungepflegter als der liebe Benni, und vor allem ganz schön aufmüpfig.



Esterillos

17.04.2012

Jacó, 30.03 - 13.04

Weil alle, die was dazu zu sagen hatten - im Nachhinein sogar Einheimische aus San José -, uns davon abrieten die, auch in Sachen krimineller Machenschaften nicht zu unterschätzende, Haupstadt zu besuchen, sind wir schnurgerade aus dem Airport zum nächsten Busterminal, um einen Bus an die Küste zu ergattern. Was wir dann auch gerade so schafften, ohne in der latent gefährlichen Busbahnhofumgebung ausgeraubt zu werden. Die Touristenpolizei leistet hier auch alle Arbreit und eskortiert allzu hellhäutige Besucher auch gerne mal zur nächsten Absteige, was einen zugleich verunsichert und belustigt. Außerdem waren wir geduldig genug, auf den nächsten Bus zu warten und nicht blindlings auf eines der Piratentaxis aufzuspringen, das uns wärmstens von einem emsigen Nepper ans Herz gelegt wurde. Unsere nächste Station hieß dann Jacó, ein durch und durch amerikanisiertes Pazifikküstenkaff, dass vermutlich mit unter einer der hässlichsten Orte im ganzen Land ist. Aber man kann hier halt ordentlich die Sau raus lassen, feiern, verschiedenste Drogen konsumieren, sowie der Spielsucht und Prostitution fröhnen. Jetzt sehen wir fünf Jahre älter aus, sind drogenabhängig und haben keinen Cent mehr in der Tasche. Der eigentliche Grund für den langen Aufenthalt in etwas unschöner Umgebung war, dass wir uns ein bisschen vom Reisen ausruhten, Geld sparten, Berti hat mit professioneller Hilfe an seinen Spanischkenntnissen gefeilt und Marie weiter an ihrer Bräune. Außerdem lernten wir reizende Einheimische (sogenannte ticos) und weniger reizende amerikanische Junghostelbesitzerinnen kennen, die uns Nachts das ein oder andere mal den Schlauf raubten. Einzig wirklich touristisches Highlight war ein Ausflug zu einem nahen Fluß und Heimat zahlreicher Krokodile. Wir hatten gedacht vielleicht das ein oder andere kleinere Exemplar mit etwas Glück zu Gesicht zu bekommen, sahen dann aber sogar den Platzhirsch Osama Bin Laden - die meisten anderen Krokodile sind amerikanische Prominente -, ein Koloss von Reptil, das dann sogar noch effektvoll von jemandem gefüttert wurde, der scheinbar wusste was er tat. Weitere interessante und wichtige Informationen: riesige Ratten, die ihr Unwesen in der Outdoorküche treiben, sind eigentlich Opossums, Leguane, die sich mehrere Tage in Bambusrohren aufhalten sowie Hunde, die mitten im Meer auf Ministeininseln sitzen, sind nicht vom Tode bedroht, Schweine spielen mit kleinen Hunden am Strand, und - hat uns eigentlich am meisten verblüfft -, der Hass der Frühpensionisten ist sogar bis nach Costa Rica geschwappt, denn auch hier prangern Antistuttgart21-Bepper an der Hosteltür. Achso, und man kann hier sogar so faul sein und seine Bankgeschäfte bequem in der Drive-In-Bank erledigen.




Jaco

10.04.2012

Asunción, 27. - 30.03


Bisher ist unsere Reise ausgesprochen glimpflich verlaufen. Wir wurden nicht beklaut, niemals gekidnapt und in der Regel sehr freundlich von den uns über den Weg laufenden Artgenossen behandelt. Doch auf dem Weg von Puerto Iguazú nach Asunción, Paraguay, trug sich ein erstes kleines tragisches Unglück zu. Da man auf der kurzen, aber dennoch langwierigen Busfahrt aufgrund diverser Grenzüberquerungen mehrfach den Bus verlassen und dann wieder besteigen muss, konnten wir nicht zurück zu einem Gepäckstück im hintersten Winkel des Busses. Als wir dann schlussendlich in Ciudad del Este - der einzig als nicht ganz ungefährlich beschriebenen Grenzschmugglerstadt - angelangt waren, hüpfte Marie nochmal schnell in den Bus, um die Tasche zu holen und ich wartete draußen, um unsere riesigen Rucksäcke gebührend in Empfang nehmen zu können. Und mit eben jenen um die Schultern musste ich atemlos und umgarnt von verschiedenen hilfsbereiten Männern, die meinen Bedarf an elektronischer Ware decken wollten, zuschauen, wie der Bus die Türen schloss und samt meiner kleinen Marie davonbrauste. Nachdem der Bus auch keine Anstalten machte anzuhalten, hab ich mir nach einer kurzen Panikattacke ein Taxi geschnappt und folgte dem Bus. Wie's der Zufall so will stieg Marie aus, als ich wahrscheinlich grad mit dem Taxifahrer in hektischem und ohnehin gebrochenem Spanisch über die Bundesliga und deren namhafte Spieler aus Paraguay plaudern musste. Jedenfalls hat uns dann netterweise der Busfahrer darauf aufmerksam gemacht, dass das blonde Mädchen gar nicht mehr im Bus wäre, wir machten kehrt, und - schlussendlich - haben wir uns natürlich wieder gefunden, und Ciudad del Este konnte teilnehmen an einer herzzerreissenden Gringowiedersehenszeremonie. Danach ging's weiter durch eine auffallend grüne - (weil viele Pflanzen) und rote (weil ziemlich heftig verwitterter Boden) Landschaft bis nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, wo wir in einem absoluten Hostelgeheimtipp (wobei wahrscheinlich jedes Hostel in Paraguay diese Bezeichnung verdient) im ehrwürdig kolonialen Stil, geführt von einem äußerst reizenden Großmütterchen, nächtigten. Obwohl Paraguay im allgemeinen und Asunción im speziellen keine wirkliche touristische Infrastruktur aufweisen, waren wir die paar Tage doch ziemlich auf Achse, auch dank eines äußerst aktiv aufgedrehten mexikanischen Amigos den wir im Hostel kennenlernten. Wir besuchten zum Beispiel den vermutlich vor vier Jahrzehnten sehr ansehnlichen, heute eher verwaisten Zoo, wo uns eine Privatvorstellung in Raubtierfütterung geboten wurde, wir zusahen wie eine Vielzahl von Landschildkröten in verschiedensten Position (sogar zu dritt, siehe Bild) miteinander kopulierte, und - das absolute Highlight und das sieht man sicher nicht alle Tage - wir mitverfolgten, wie ein Strauß, zwei kleine Kätzchen und ein Ameisenbär gemeinsam gierig aus einem Pott naschten. Busfahren im verwirrenden Asunción wird übrigens häufig durch spontan aufspringende Musiker zum absoluten Schmankerl, und - auch nicht zu verschweigen - wie eines der Bilder beweist, es gibt eine staatliche Behörde für Alkohol, die sich wirklich nicht viel mit Theorie aufhalten kann, weil wirklich die ganze Straße nach gebranntem Schnaps roch.



Asuncion

03.04.2012

Puerto Iguazú, 24. - 27.03

Von Buenos Aires ging's weiter nach Norden, in Richtung feuchterer, zunehmend subtropischer Gefilde. Die ohnehin schon lange Übernachtbustour nach Puerto Iguazu wurde leider überschattet von einem Getriebeschaden und führte zu der fast schon titanenhaften Reisezeit von 30 Stunden, die wir in insgesamt drei verschiedenen Bussen ausharren mussten. Nachdem wir uns einen Tag von den Strapazen erholt hatten, sind wir pflichtgemäß in den touristisch unerwartet gut erschlossenen Wasserfallpark gegangen, setzten uns mit hunderten anderen Touristen in die dortige Bimmelbahn, Destination Hauptattraktion, und - man wird's kaum glauben - nach ca. 30 m gab die Bahn den Geist auf, vermutlich Getriebeschaden. Da wir zu dem Zeitpunkt bereits sehr geübt in geduldigem, meditativen Ausharren und Dahinstarren waren, blieben wir einfach sitzen und merkten kaum, dass sich der Zug nach und nach leerte, bis nur noch ein kleines Grüppchen, das sich scheinbar um uns herum geschaart hatte, die Bahn hartnäckigst belagerte, während sich vorne an der mickrigen Lock verschiedenste Mechaniker im Blaumann zu schaffen machten. Vermutlich hätten wir uns auch ohne Probleme für die Nacht einrichten können, aber die Lock nahm ihren Dienst dann doch wieder auf und wir konnten, ein süfisantes Lächeln auf den Lippen, an den Scharen vorbeisausen, die sich ungeduldig auf den langen Marsch begeben hatten. Viel besser als der eigentliche Touristenmagnet "Garganta del Diabolo" (Rachen des Teufels), waren hunderte kleinere Wasserfälle, die sich idyllischt rund herum im dichten Wald in die Tiefe stürzten. Absolutes Highlight aber war ein kleines Gürteltier, dass sich, völlig unbeeindruckt von der südamerikanischen Megaattraktion, am Wegesrand zu schaffen machte, und ein auf's andre Mal seine außergewöhnlich Spitze Nase in den Boden versenkte, um diverse Gürteltierleckerein aufzustöbern.

Puerto_Iguazu