20.07.2012

Neuseeland Nordinsel, 10. - 19.07

In Auckland angekommen, holten wir unsern kleinen asiatischen Campervan ab (zur Abwechslung bekamen wir ein besseres Fahrzeug als erwartet) und machten uns, nachdem wir die Stadt von einem der mit zahlreichen Schafen bestückten Hügeln betrachtet hatten (deshalb sind Schafe bezeichnenderweise auch auf unsern ersten Fotos aus Neuseeland), auf den Weg die Nordinsel zu erkunden. In einer gigantisch langen (2500 km) Schleife fuhren wir bis hoch zum nördlichsten Punkt und dann, wieder vorbei an Auckland, bis hinunter zur selbsternannt "coolsten kleinen Hauptstadt" Wellington. In den ersten Tagen hatten wir noch ausgesprochen gutes Wetter - und dachten eigentlich auch, dass das so bleiben würde -, was die ganze Neuseelandnaturkulisse noch grandioser machte, und wir uns schon gar nicht mehr wunderten, wenn ganze Scharen von Delfinen direkt neben uns im kristallklar kalten Wasser auftauchten und im Vergleich zu den neugierig, ja fast schon penetranten kalifornischen Seehunden (besonders ein Exemplar, genannt Robbie) ein wenig hochnäsig ihre Bahnen zogen, ohne sich viel um uns zu scheren. Leider hatte sich das Wetter im Laufe der Tage erheblich verschlechtert und von ganzen Regionen haben wir praktisch nichts zu Gesicht bekommen. Zumindest machte uns aber der Geruch darauf aufmerksam, dass wir uns in einer vulkanisch höchstaktiven Zone befanden. Außerdem fanden wir das scheinbar bewusst schlecht ausgeschilderte, einzige öffentliche "Thermalbad" und konnten uns nach einer kleinen halbnackten und frosteligen Wanderung völlig umsonst in einem mollig warmen Waldbach aalen. Eindrucksvollerweise riechen unsere Klamotten nach diesem geothermischen Badespaß selbst nach intensiver Wäsche noch immer nach Schwefel, sprich nach Furz. Da es dem neuseeländischen Verkehrsministerium scheinbar großen Spaß bereitet, ihren Straßen plakative Namen zu geben, hatten wir geplant über den Forgotten World Highway auf den Surf Highway zu gelangen. Nachdem wir die ersten Kilometer noch mit einem süfisanten Lächeln zurückgelegt hatten und zuerst die Anzahl Schafe und dann der allgemeine Wildnisindex exponentiell anstiegen waren, wurde uns klar, dass sich hier nicht nur Hase und Igel gute Nacht sagen, sondern ernsthafte Naturgefahren unser Weiterkommen auf eine harte Probe stellen würden. Hinter scheinbar jeder Kurve lauerte ein neuer Steinschlag, umgeknickter Ast oder Erdrutsch, in jeder Senke mussten wir tiefere Fluten durchfahren. Und schließlich mussten wir aufgeben, weil riesige Erdmassen uns den Weg versperrten. Als wir dann auf einer nicht minder abenteuerlichen Ausweichroute wieder Radioempfang hatten, wurde berichtet, dass es keine Behinderungen auf den Straßen geben würde, und wir wussten, zum einen, dass das eine Lüge war und zum anderen, dass die Natur einem ganz schön in die Suppe spucken kann. Vor allem in der Forgotten World. Abschließend kann man sagen, dass selbst die Nordinsel die allgemeine Lobhudelei um Neuseeland schon allemal rechtfertigen kann, und, dass Wellington wohl mit Abstand das beste Museum in der ganzen Welt besitzt und Neuseeländer, obwohl man sie aufgrund erheblichen Inseldialekteinschlags eigentlich oftmals genau so gut oder auch schlecht versteht wie die meisten muttersprachlich geprägten Panamaer, ein wirklich nettes Völkchen sind. Übrigens ist Campen entgegen einschlägiger Internetforen durchaus auch im Winter erträglich, auch ohne die ganze Nacht den Motor laufen zu lassen. Die Notfallthermounterwäsche kommt wohl erst im Fjordland zum Einsatz.




Neuseeland_Nordinsel

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