04.07.2012

Roadtrip Kalifornien, 04. - 18.06

Um unserer häufigen, selbstauferlegten Zweisamkeit dann doch mal wieder zu entfliehen, haben wir eben diese gegen einen zweiwöchigen Doppelpärchenwohnmobilroadtrip durch Kalifornien eingetauscht, und sind durch einen Bundesstaat gegondelt der neben Todesstrafe, medizinischem Marihuana (erhältlich mit entprechendem vom Arzt des Vertrauens verschriebenem "Rezept") und freundlichen Menschen, auch einen ganzen Haufen an Naturschauspielen zu bieten hat, die selbst gestandene Naturliebhaber mit hohen Erwartungen problemlos überzeugen können. Endlos einsame, wilde Küstenabschnitte, zankende Jungseeelefanten, kletterfreudige Küstenhirsche und natürlich der Ehrfurcht einflößende Gesteinstempel Yosemite, sind nur einige Highlights des nordamerikanischen Westküstenabschnitts, den wir mit einem für deutsche Vorstellungen ungewöhnlich riesigem, für amerikanische Ansprüche wohl eher fliegenhaft kleinem Wohnmobil (heißt hier Recreational Vehicle, was zumindest während der Parkplatzsuche dieser Definition auf keinen Fall entspricht) erkunden konnten. Obwohl der Programmpunkt Hollywood in atemberaubend schnellem Tempo abgehakt wurde (und trotzdem keine Minute zu wenig), konnten wir uns schon mal darin üben, touristische Sehenswürdigkeiten im amerikanischen Stil direkt aus dem Auto heraus zu observieren, was vor allem mit einer roten USA-Mütze (samt Adler und Rennstreifen) und einer Kamera um den Hals wohl auch absolut legitim ist. Dann wird einem sogar verziehen, dass man wegen seinem mobilen Appartement die eher kleinen und gewundenen Straßen hinauf bis zum Hollywood-Schriftzug in beiden Richtungen blockiert und lange Streckenabschnitte zurücksetzen muss. Da selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten "wildes Campen" nicht so ganz legal ist, hat es uns nicht übermäßig verblüfft, als wir gleich in der ersten Nacht ein bisschen unsanft, aber trotzdem unerwartet höflich mit "Hello Sir, United States Park Ranger" aus dem Schlaf gerissen wurden, als wir, um eine gute Ausrede parat zu haben, genau neben dem Eingang eines Nationalparkcampingplatzes nächtigten (mit unerhört hohen Stellplatzpreisen). Der gute Mann ließ sich aber mithilfe der Begründung überzeugen, dass sämtliche Insassen zu betrunken und damit jeglicher Fahrtüchtigkeit beraubt seien, was sicher durch unbebrillt zusammengekniffenen Augen, ein eher unbekleidetes Äußeres und eine endlos lange, hektische Fummelei an der mehrfach gesicherten Wohnmobiltür unterstrichen wurde. Leider hat uns diese Erfahrung unnötigerweise etwas eingeschüchtert und die Suche nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten psychologisch erschwert. Wir haben natürlich auch tapfer versucht, die ein oder andere Welle zu reiten, und das trotz Wassertemperaturen, die selbst mit Neoprenanzug teils kaum auszuhalten waren, nervige Algen ihren glibberigen Griff um unsere Füße legten, und einen titanenhafte Seehunde sowie - natürlich besonders nervig - herumtollende Delfine von der nötigen Konzentration abhielten, um die kräftigen Pazifikwellen zu überstehen. Verständlicherweise haben wir aber gekniffen, als eine der weltweit größten Populationen Weißer Haie durch eine zuvorkommende Infotafel angekündigt wurde. Falls jemand vorhat, die Golden Gate Brücke stadteinwärts zu überqueren, man kann die anfallende Gebühr - und das in einem Land, in dem für ein Bund Basilikum die Kreditkarte gezückt wird - ausschließlich bar bezahlen. Natürlich lohnt es sich dennoch, auch wenn man nicht zu den ausgewiesenen Großstadtliebhabern gehört, San Francisco einen Besuch abzustatten, vor allem, wenn man dank der Unterstützung alteingessesener Franziskaner wirkliche Geheimtipps zu sehen bekommt und in der ältesten Bar der Stadt, dem Saloon, zu Hillbillytönen das Tanzbein schwingen kannn während im Block gegenüber eine Bombendrohung stattfindet. Leider hatten wir für den Yosemite Nationalpark nicht mehr ganz so viel Zeit - die Küste hatte uns zu sehr gefesselt -, aber immerhin konnten wir eine Nacht auf einem traumhaften Waldcampingplatz verbringen (einschließlich klassischem Holzsammeln, Grillen und einer ständigen Furcht vor gefräßigen Bären, die ungeachtet der vorschriftsmäßig gut gesicherten Lebensmittel ihr Unwesen treiben), um am folgenden Tag durch das vierspurig ausgebaute Autowanderbahnnetz zu gleiten und die eindrucksvolle Naturkulisse sowie die kaum zu fassende amerikanische Faulheit zu bewundern. Nach abschließenden Päarchenbildern am besten Aussichtspunkt, dem Glacier Point, ging's dann wieder in Richtung Los Angeles, um uns noch ein bisschen in der Sonne zu aalen und unser Gefährt wieder "entdumpt" und mit aller Mühe gereinigt - aber leider etwas zu spät - zurückzugeben.




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Yosemite

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