07.05.2012

Cerro Chirripó, 29.04 - 03.05

Da wir langsam genug hatten vom chronisch heißen, von Feuchtigkeit geschwängertem Strandidyll, und da sich wieder der trekkingfixierte Outdoorabenteurer in uns meldete, machten wir uns auf den Weg in Richtung der wolkenverhangenen, nebelwaldig kühlen Höhen der zentralen Bergketten, um uns dem höchsten Berg Costa Rica's zu nähern, dem Cerro Chirripó. Auf der Strecke dorthin überquert man übrigens mit 3300 m ü.M. den höchsten Punkt der Panamericana zwischen Alaska und Feuerland, während der Busfahrer sein Können in ausgefeilter Stotterbremstechnik zum Besten gibt und dichteste Nebel-/Wolkenschwaden das Sonnenlicht so sehr abschirmen, dass man sich wundert, wie dort überhaupt so übereifrig Photosynthese betrieben werden kann. Als erfahrene Bergwanderer klassischen Stils, übernachteten wir zwei Nächte in San Gerardo auf 1300 m ü.M., um die Produktion unserer roten Blutkörperchen in Gang zu bringen. Die Tage verbrachten wir damit im nahen Fluss zu planschen, dem ruhigen Dorfleben in alpiner Kulisse beizuwohnen und uns theoretisch als auch praktisch auf die kommende Tour vorzubereiten. Um vier Uhr in aller Hergottsfrüh marschierten wir dann also los und machten an jeder Kilometermarkierung Bilder von Marie, um leichte Schwankungen physischer wie psychischer Leistungsfähigkeit schnell zu detektieren (die komplette Bilderreihe ist leider nicht über den Blog verfügbar). Insgesamt mussten 16 km (und nicht 10 km, wie uns ein nun verhasster Reiseführer vorlog) und ganze 2100 Höhenmeter überwunden werden, um das Basiscamp auf 3400 m ü.M. zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Expeditionsgruppen, verzichteten wir auf die Hilfe von Sherpas und Packpferden, was unserer Vorstellung puristischer Bergwanderei zutiefst widerspricht. Nach einer unterschiedlich erholsamen Schlafphase, die aufgrund totaler Erschöpfung schon weit vor Einbruch der ohnehin ziemlich früh anbrechenden Dunkelheit begonnen hatte (zudem gab's da oben auch nicht allzu viel zu tun), machten wir uns samt Stirnlampe und Schokokeksen um drei Uhr früh (um auch ja den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben) mit einigen wenigen anderen Idioten auf den Weg, auch noch die letzen 5 km bis zum Gipfen auf 3820 m ü.M. hinter uns zu bringen. Nach einigen Kilometern musste Marie leider aufgeben, denn die Höhe und eine schlechte Nacht hatten ihren Körper derart geschwächt, dass an eine glimpfliche Besteigung nicht mehr zu denken war. Man muss trotzdem den Hut vor ihr ziehen. Zum einen gehört wirklich ein Haufen Ausdauer dazu (vor allem wenn man so klein ist), überhaupt bis dorthin gekommen zu sein und zum anderen braucht man viel Mut, die eigenen Grenzen derart tapfer anzuerkennen. Der gemeinsame Abstieg ging zwar sehr viel schneller, war aber für die Beinchen auch keine wirkliche Wohltat, und 42 km an zwei Tagen mit erheblichen Höhenunterschieden haben wirklich ihre Spuren hinterlassen und wir zehren jetzt noch von dem sich nur langsam zurückziehenden Muskelkater. Aber die tiefen, unberührten Nebelwälder mit ihren vielen Vögeln, die unsere Wanderung mit seltsam esoterisch sphärischen Gesängen begleiten, haben auch einen tiefen Eindruck hinterlassen.




Chirripo

1 Kommentar:

  1. Interessante Geschichte, und echt krass, dass man hier einfach so einfach völlig anonym seinen Senf dazu geben kann ohne sich irgendwo zu registrieren!!!!! Hanns-Peter Schlautenbachel

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