30.05.2012

Panama-Stadt, 14. - 21.05

Da die Hauptstadt ein historisches Viertel mit Weltkulturerbestatus besitzt, ließen wir uns in ehrwürdig heruntergekommener Kolonialatmosphäre nieder, in dem Viertel Casco Viejo, das gerade wieder renoviert und aufgewertet wird (Kenner sprechen hier von "Gentrification", was auch bedeutet, dass die armen Schlucker aus den Häusern gejagt werden). Unglücklicherweise, ist genau neben diesem Altstadtschmankerl eines der gefährlicheren Viertel der Stadt, das man hier von offizieller Seite ganz unplakativ als "Rote Zone" bezeichnet. Nachdem uns mehrere, unabhängige Passanten zunehmend energisch darauf aufmerksam gemacht hatten, dass wir uns auf einer ungeplant abenteuerlustigen Stadtbesichtigung befinden würden, legten wir den Rest der Strecke dann doch lieber im Taxi zurück, und schauten eingeschüchtert rehartig aus den halbverdunkelten Fenstern des Fahrzeugs. Dieses relativ nahe Gefahrenpotenzial ist wohl auch der Grund, warum selbst für lateinamerikanische Verhältnisse eine ungewöhnlich hohe Anzahl von oftmals schwer bewaffneten "Sicherheitsleuten" (im weitesten Sinn, gibt ja hier ein Gewirr unterschiedlicher Gruppen) durch die betagten Straßen patrouilliert, was bei den schutzbefohlenen Besuchern ein etwas zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Es gibt so viele davon auf den Gassen, dass sich aus diesen Ansammlungen spontan durchaus kleinere und auch größere Paraden entwickeln - obwohl manchmal unklar ist, wo plötzlich die ganzen Instrumente herkommen -, die vermutlich aus der hohen Konzentration gebündelter Langeweile zwangsläufig resultieren. Ein absolutes Muss des gepflegten Tagestourismus mit Panama-Stadt als Ausgangspunkt ist natürlich der Panamakanal, auch wenn, wie es Marie formulieren würde, es hauptsächlich darum geht, dass ziemlich große Schiffe für viel Geld durch verhältnismäßig klein erscheinende Schleusen fahren. Aber dank der Beharrlichkeit anderer, mit mehr technischer Begeisterungsfähigkeit ausgestatteter Ausflugsteilnehmer warteten wir, bis sich die richtig großen Kutter und sogar ein gigantisches Kreuzfahrtschiff durch das Nadelöhr zwängten, und wurden belohnt mit dem Anblick ausgelassener Pensionisten (sehr viel ausgelassener als zwei blinde Passagiere im Rettungsboot), mit denen fröhlich und wirklich ausgiebigst hin und her gewinkt wurde, bis uns die Arme schlaff von den Schultern hingen. Jedenfalls sind wir mittlerweile absolute Spezialisten darin, anstatt für 20 Dollar, für lediglich 35 Cent mithilfe lokaler Busse zu den Touristenattraktionen zu kommen. Was im Falle des Panamakanals aber die Gefahr beinhaltet, während eines kleinen Spaziergangs mit der möglichen "Präsenz von Krokodilen" rechnen zu müssen. Ein weiterer Trick um die teils touristenbedingt teuren Taxis zu vermeiden ist, während der zahlreichen Schichtwechsel der Sicherheitsleute am Rande gefährlicher Viertel scheinbar ängstlich unwissend und unentschlossen hermuszustehen, was dazu führen kann, völlig umsonst von den sympathischen Beamten mitgenommen zu werden.




Panama_Stadt

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