01.10.2012

Havelock, 11. - 18.09

Wenn man sich die Landkarte anschaut, kann man eigentlich gar nicht glauben, dass die Andamanen und Nikobaren überhaupt zu Indien gehören. So isoliert vom Festland liegt die Inselkette im Golf von Bengalen. Trotzdem waren wir leicht zu überzeugen, einen zusätzlichen Flug auf uns zu nehmen (sprich zu zahlen), um dem vermeintlichen Paradies einen kleinen Besuch abzustatten - auch wenn wir deswegen den indischen Subkontinent schon wieder verlassen mussten. Leider hat uns das Wetter zunächst ein wenig in die Suppe gespuckt, weil heftige, aber für die Regenzeit (wir sind mittlerweile wirklich konsequente Nebensaisontouristen) typisch heftige Niederschläge den unglücklicherweise in einer Senke gebauten Flughafen des Inselidylls überflutet hatten. Und nach einem Frühstück an Bord des stehenden Flugzeug, wurde der Flug gestrichen und wir übermüdet in einem unerwartet schicken Businesshotel in Chennai einquartiert, wo wir uns auf Kosten Air Indias den Wanst vollschlagen und faulenzen konnten (das Mittagessen wurde leider kollektiv verpennt, und beim persönlichen Zimmerservice hatte die Kulanz der Fluggesellschaft dann doch ein Ende). Die eintägige Verzögerung hat uns noch einen Besuch im modernsten Einkaufszentrum Chennais ermöglicht, wo man, neben den üblichen Zertreuungen, eine Menge Spaß im "Fun Land" haben kann, weil sich adrenalinsüchtige Inder in völlig hirnrissige Fahrgeschäfte begeben, die vermutlich schon mehr ernsthafte Verletzungen als echten Spaß bei den Gästen verursacht haben. Unser zweiter Anlauf war dann zum Glück erfolgreicher, und nachdem wir auf dem Flughafen angekommen diverse Formulare ausgefüllt hatten, wurde uns unsere "Permit" überreicht und wir offiziell auf die Inseln losgelassen, zumindest auf bestimmte Teile, zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Auflagen (Korallen abbrechen geht zum Beispiel gar nicht, genauso wenig wie indigene Volksgruppen in ihren Reservaten besuchen). Nachdem wir den nicht minder bürokratischen Prozess des Fährticketkaufs (es muss erst ein Antrag gestellt werden, samt einer Menge persönlicher Daten aller Reisenden und unterschiedlichsten Kopien, um dann in einer Schlange mit aufgedrehten jungen Männern vor dem Schalter zu warten, die nur durch die Bambusschlagstöckchen der Polizisten zu bändigen sind; Inder sind wirklich extrem freundliche, friedfertige Menschen - kein Vergleich zu uns deutschen Hau-Drauf-Halodris -, aber Anstehen funktioniert nicht; zum Glück gibt es extra Warteschlangen für Frauen) und die folgende Schifffahrt überstanden hatten (die Plastiksitze waren bequemer als sie aussehen und anstatt in Kotztüten kann man sich direkt in Eimer, die im Gang stehen übergeben), kamen wir auf der für andamanische Verhältnisse schon fast touristisch überlaufenen Insel Havelock an. Hier konnten wir uns an einer ausgedehnten und wie manche Expeditionsteilnehmer meinten, ziemlich fahrlässigen Barfussurwaldwanderung erfreuen, die uns zwar nicht zum eigentlich Ziel, dem Elephant Beach führte, dafür aber immer tiefer in den immer grusligeren Wald. Auf den Andamanen lauern nämlich ganze Heerscharen fieser Schlangen, Spinnen und Krokodile, die einem, wo es nur geht, nach dem Leben trachten. Wir haben den Ausflug, wenn auch etwas dehydriert und unterzuckert (wir waren eher schlecht ausgerüstet), gut überstanden und der dichte, undurchdringliche Wald hat uns ziemlich beeindruckt, obwohl wir eigentlich Schnorcheln wollten. Aber wir konnten direkt an unserm phänomenalen Hausstrand ein wenig unter die Wasseroberfläche schauen - meist waren da aber nur gigantische Seegurken zu bewundern -, und haben einen Kayakausflug zu einem wohl nicht mehr so ganz funktionstüchtigen Leuchtturm gemacht, um ein wenig mehr von der Unterwasserlebewelt mitzukriegen. Wobei uns da ein wenig mulmig im Magen wurde, weil vor ein paar Jahren ganz in der Nähe ein Amerikaner von einem Krokodil verspeist wurde. Seine Wäsche während der Regenzeit "professionell" auf der Insel waschen zu lassen ist übrigens rausgeschmissenes Geld. Trockner gibt es nicht - wir vermuten das gleiche für Waschmaschinen (obwohl Schilder anderes prophezeien) - und man bekommt seine Wäsche mit den Worten "rain problem" nass, zudem zudem heftiger als zuvor stinkend und nur zum Großteil wieder zurück. Das letzte Bild im Album zeigt die berufsbekleideten Rikschafahrer, wie sie gierig auf die wenigen Touristen warten, die mit der Fähre ankommen. Man muss bei der Ankunft höllisch aufpassen, sonst sitzt man ohne irgendwas zu merken im nächstbesten, dreirädrig knatternden Gefährt.




Havelock

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